Schweden ist Königreich. Ganz Schweden? Nicht ganz…
Wer nach Jämtland einreisen möchte, sollte besser den Pass bereithalten und mit „Wegezöllen“ rechnen. Kommunalpolitiker sind selbst vor „Entführungen“ nicht gefeit. In der nordschwedischen Provinz herrschen eigene Regeln, republikanische Umtriebe. Jedoch gibt die „Befreiungsbewegung“ Entwarnung: „Es gibt keinen Grund zur Sorge.“
Weite, klare Gewässer, saubere Luft, Wald, Berge, Kulturlandschaft. Jämtland hat, wovon so manch Schwedenurlauber träumt. Wären da nicht die Schikanen der JRA, der „Jämtland Republican Army“. Sogenannte Entführungen, Maut, Pass- und Visakontrollen “und anderer Unfug“ gehören zum Handwerk dieser quasi-militärischen Organisation, die die „Jamtelagen“, die Gesetze der Republik Jämtland durchsetzt. Dies beschränkt sich auf Erklärungen und ein paar spaßige PR-Aktionen. Gewalt ist nicht das Thema der Sezessionisten, – doch ihr Anliegen ist nicht ohne Ernst.
Die Republik im Königreich
Vor ungefähr 9.000 Jahren zogen die ersten Menschen in die heutige Provinz Jämtland, umrahmt von Norwegen, Lappland, Ångermanland, Härjedalen und Medelpad. Felszeichnungen künden von den frühen Jahren.
Im Laufe der Geschichte war die Landschaft bäuerliche Republik, kam unter norwegische, zu Unionszeiten unter dänische und mit dem Frieden von Brömsebro 1645 – zusammen mit Härjedalen – unter schwedische Herrschaft. So richtig warm sind die Jämtar mit dem Königreich seither nicht geworden.
Das norwegische Trøndelag war historisch, kulturell und sprachlich immer näher. Dies sowie die frühere Selbstverwaltung sind die einen Beweggründe des republikanischen Treibens. Andere lieferte die schwedische Politik:
Die Republik war ein Protest gegen den schwedischen Zentralismus und die Wirtschafts- und Industriepolitik, die Jämtland entvölkerte. Nur 110.000 Einwohner leben heute auf rund 38.000 km². Jämtland ist eine der am dünnsten besiedelten Regionen Europas.
1963 war es so weit: Der Künstler Yngve Gamlin proklamierte während des Kulturfestivals Storsjöyran – dem „Fest der Freiheit“ – in Östersund die Republik Jämtland – die Republik innerhalb des Königreichs. Er war der erste Präsident.
Anerkennung fand das Anliegen beim Rudern in Harpsund mit Premierminister Erlander. Auf Gamlin folgte Moltas Erikson, ebenfalls ein Künstler, der der Republik nach der Ruhe der 70er Jahre neues Leben einhauchte. Mittlerweile besteht die Republik 50 Jahre, an der „Spitze der Freiheitsbewegung“ steht seit mehr 20 Jahren Unterhaltungskünstler Ewert Ljusberg als dritter Präsident.
Nach wie vor geht es weniger um eine Abspaltung von Schweden, als vielmehr um Erhalt und Förderung jämtländischer Kultur, Sprache und Lebensweise. Selbstverständlich gehören die eigene Flagge in den Farben Blau, Weiß und Grün, eigene Flaggentage und das Jämtlandlied, die „Nationalhymne“ dazu.
Alljährlich von 20.000 Menschen und mehr im Rahmen des Storsjöyran in Östersund lautstark dargeboten.
Östersund – das Zentrum Jämtlands
Östersund ist der größte Ort Jämtlands. Obwohl die Provinz zu Nordschweden zählt, liegt das Herz der Region ziemlich mittig im Königreich, wo sich E45 (Inlandsvägen) und E14 treffen, direkt am Storsjön, dem größten See und von alters her Zentrum menschlichen Lebens in Jämtland. Und dies obwohl die Legende seit Menschengedenken von der Gefahr des „Storsjö-Ungeheuers“ spricht. Ein Variante der “Nessi” auf schwedisch.
Regelmäßig macht die Biathlonelite in Östersund Station. Wobei die Athleten weniger die Zeit haben dem imposanten Rathaus, dem Länsmuseum oder dem Jamtli Historieland einen Besuch abzustatten. Sehenswert ist auch die Insel Frösön mit Schwedens nördlichstem Runenstein und Zoo.
Von Jämtlands „Metropole“ Richtungs Westen, ins Fjäll hinein, kommen das Wintersportmekka von Åre und Duved. Im Westen der Landschaft liegt auch der mächtige Wasserfall Tännforsen. Im Norden der Hällingsåfallet und im Osten der Döda fall.
Mehr Sehenswertes und Informationen zu Jämtland, der Republik im Königreich gibt es bei Visit Sweden. Auch Östersund hat seine eigene Besucherseite.
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Kommentare
2 Antworten zu „Jämtland“
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