Selma Lagerlöf ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Schwedens und dazu die erste Frau, die den Nobelpreis für Literatur bekam. Wer kennt nicht die Geschichte vom kleinen Nils Holgersson und den Wildgänsen? Wohl ihr bekanntestes Werk. Aber auch ihre anderen Bücher zählen zur Weltliteratur.
Selma Lagerlöf wurde 1858 in der Gemeinde Sunne in Värmland als zweitjüngstes von 5 Geschwistern geboren und wuchs dort auf dem Gutshof Mårbacka auf, den sie ebenfalls in einem Roman verewigt hat, in einem der drei Bände einer autobiographischen Trilogie. Im Gegensatz zu den Brüdern gingen Selma und ihre jüngere Schwester Gerda nicht zur Schule, sondern wurden von Gouvernanten unterrichtet. Schon als Kind las Selma gerne Bücher und interessierte sich für die Geschichten ihrer Heimat. Und so beschloss sie auch schon früh, selbst Schriftstellerin zu werden. Einer der Auslöser dafür war auch ihr Schicksal als Außenseiterin. Durch ein Hüftleiden war sie in ihrer Kindheit mal mehr, mal weniger eingeschränkt. Nach mehreren Therapien blieb eine leichte körperliche Behinderung zurück. Außenseiter spielen eine wichtige Rolle in ihren Werken.
Zur Ausbildung verließ sie Mårbacka und ging nach Stockholm, anschließend unterrichtete sie als Volksschullehrerin in Landskrona. Nach dem Tod ihres Vaters 1890 musste ihr geliebtes Mårbacka aus Schuldengründen verkauft werden. Neben ihrem Hauptberuf als Lehrerin begann sie mit dem Schreiben, aber erst mit fast dreißig Jahren veröffentlichte sie ihr erstes großes Werk, „die Sage von Gösta Berling“. Trotzdem musste sie ihren Beruf als Lehrerin auch weiterhin ausüben, denn der Roman verkaufte sich zu Anfang nicht sehr gut. Erst später gelangte er zu seinem Erfolg und gilt heute als eines der am meisten gelesenen Bücher Schwedens. Aber Selma Lagerlöf schaffte ihren Durchbruch auch international erst mit ihrem späteren Roman „Jerusalem“. Damals lebte sie schon in Dalarna, nachdem sie ihre Stelle als Lehrerin in Landskrona aufgegeben hatte. Der Hintergrund dieses Romans war eine Gruppe Bauern aus Dalarna, die aus religiösen Gründen nach Jerusalem ausgewandert sind. Somit hat sie, genau wie ihr Landsmann Vilhem Moberg, ein großes Werk zum Thema Auswanderung veröffentlicht.
Am bekanntesten ist sicher ihr Kinderbuch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“. Es entstand eigentlich als Lehrbuch für Geographie. Selma Lagerlöf wurde von der Allgemeinen Schwedischen Lehrervereinigung beauftragt, ein Lehrbuch über die schwedische Geographie zu schreiben. So entstand die bekannte Geschichte von Nils Holgersson, der mit den Wildgänsen durch ganz Schweden reist und wo die einzelnen Landschaften in Form von Sagen und Märchen vermittelt werden.
1909 wurde ihr als erster Frau der Nobelpreis für Literatur verliehen. Diese Auszeichnung war eigentlich keine Überraschung für Selma Lagerlöf, sie wusste, dass sie schon 1908 in Betracht gezogen worden war und dann 1909 wieder eine Kandidatin war. Und 1914 war sie die erste Frau, die in die Schwedische Akademie gewählt wurde.
Viele der Schauplätze ihrer Romane kann man heute besuchen, z.B. Rottneros Herrgård in Ekeby, Sundsbergs Gård in Björne, Tossebergsklätten in Gurlita und die Östra Amterviks Kirche in Svartsjö. All das sind Plätze, die als Vorbild für die Gösta Berling Saga dienten.
Aber Selma Lagerlöf war auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau. 1908 kaufte sie Mårbacka, das Haus, in dem sie aufgewachsen war und das ihr viel bedeutet hatte, zurück. Mit dem Geld aus dem Nobelpreis konnte sie 1910 auch das Land zurückerwerben und später sogar verdoppeln. Zunächst blieb sie noch in ihrem Haus in Falun in Dalarna, ließ Mårbacka jedoch von Grund auf umbauen und verlegte ihren Wohnsitz dann dorthin. Auf diesem Besitz betrieb sie Landwirtschaft. Daneben engagierte sie sich auch politisch und war Mitglied des Gemeinderats und der Wohlfahrtfürsorge. Darüber hinaus setzte sie sich für die Rechte der Frau und den Frieden in der Welt ein. Sie starb 1940, ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof in Östra Ämtervik in der Gemeinde Sunne.
In ihren Romanen schildert Selma Lagerlöf die Lebensweise und die Geschichten ihrer värmländischen Heimat, die sie für spätere Generationen bewahren wollte. Das Heim und die Geborgenheit im Heim und auch die Angst, das Heim zu verlieren, sind zentrale Themen in ihren Romanen. Aber auch psychologische und soziale Themen spielen eine Rolle. Mit ihren Werken hat sie sich weltweit einen Namen gemacht. Ihre Bücher faszinierten viele Generationen im In- und Ausland und sind auch heute noch beliebt und gern gelesen.
Autorin: Heide Walker- [email protected]
Kommentare
Eine Antwort zu „Selma Lagerlöf – schwedische Nobelpreisträgerin für Literatur“
[…] des beziehungsweise der Fryken liegt ein weiterer herrgård, das Gut Mårbacka. Geburtsort von Selma Lagerlöf. Durch wirtschaftliche Not verloren, machte es der Literaturnobelpreis ihr möglich den […]