Mit einer Personenfähre gelangen Besucher auf die Insel Barrön – Oljeön. Ölinsel taufte der Volksmund das Eiland im See Åmänningen, nachdem 1875 die Raffinerie Engelsberg den Betrieb aufnahm. Öl wird nicht mehr verarbeitet. Die Anlage ist heute ein Museum – und die älteste erhaltene Ölraffinerie der Welt.
Nicht ohne Grund wurde Barrön, die Insel bei Ängelsberg in der Gemeinde Fagersta, als Standort für die Raffinerie gewählt:
Per August Ålund hatte so seine Erfahrungen mit Experimenten und dem Verarbeiten des schwarzen Goldes. Ende der 1860er Jahre baute Ǻlund am Snyten, der See liegt in unmittelbarer Nähe zu Ängelsberg, eine Ölfabrik. Ein Blitzeinschlag setzte dem ein Ende. Das Werk brannte, explodierte, Öl floss in den See. Schließlich, so wird erzählt, stand die ganze Bucht in Flammen.
Wie das Öl nach Ängelsberg kam
Davon ließ sich der umtriebige Ǻlund jedoch nicht entmutigen. Ursprünglich Landwirt fand der Schwede nach sieben Jahren des Probierens eine neue Methode zur Destillation von Öl. Daraufhin gab Ǻlund Aktien aus. Das war 1874. Im Jahr darauf wurde der Grundstein für eine neue Ölraffinerie gelegt – auf der Barrön, schon bald die Ölinsel. Nach den explosiven Erfahrungen war der Platz in Västmanland bewusst gewählt. Daneben war auch die Lage günstig. Über den Strömsholm-Kanal konnten die Rohstoffe transportiert werden – aus den USA importiertes Rohöl, Fette und Talg aus Russland, Teer aus Galizien. Nicht unerheblich bei der Standortwahl war die Nähe zur Eisenindustrie als Abnehmer. Gleich in der Nachbarschaft zur Oljeön befand (befindet sich) Engelsberg bruk.
Fett und Licht für Schweden
Bald nach Fertigstellung der Fabrik mit zwölf Retorten zur Destillierung, Paraffinpresse, Dampfkesselzentrale und Magazin erhielt Ǻlund die Erlaubnis bis zu tausend Barrel (159.000 Liter) Öl pro Jahr zu verfeinern, später waren es 1.500 Barrel. In der Raffinerie Engelsberg wurden hauptsächlich Schmieröle, Fette und Petroleum hergestellt. Wichtigste Abnehmer waren der Bergbau in Bergslagen und die Energiebranche.
Mit der Zeit wuchs auf der Ölinsel eine Siedlung. Zeitweise lebten acht Familien und ein paar „Singles“, darunter Maschinisten, Tischler, Fabrikarbeiter, Petroleumwäscher hier.
Zwar sind größere Unglücke nicht bekannt, doch 1902 endete die Raffinierung von Erdöl. Ursache: Eine Ladung Rohöl, die für Oljeön bestimmt war, verbrannte im Hafen von Haukilahti (heute ein Teil Finnlands zweitgrößter Stadt Espoo) bzw. wurde verbrannt. Noch bis 1927 versorgte die Ölinsel schwedische Haushalte und Betriebe mit Fetten, Schmier- und Leuchtölen. Mit Aufhebung der Schutzzölle fand auch das ein Ende, die ausländische Konkurrenz zu stark.
Industriemseum Oljeön
Heute öffnet sich die Raffinerie auf der Ölinsel während des Sommerhalbjahres als Denkmal und Museum. Acht Gebäude sind erhalten geblieben. Neben der Fabrik sind unter anderem ein Wohnhaus, Ölkeller, Küchenhaus und die Toiletten zu besichtigen.
Wer einmal zur Visite der ältesten Ölraffinerie der Welt auf Barrön, sollte sich einen Abstecher zum Welterbe Engelsberg bruk nicht entgehen lassen. Es ist nur ein Katzensprung und das Besucherzentrum Ängelsberg bietet eine Kombikarte für die Eisenhütte und Oljeön.
Autor(in): Mathias Grohmann – [email protected]