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Liebeserklärung an die Universitätsstadt Lund

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Die Bibliothek der Universität Lund im Frühjahr
Die Bibliothek der Universität Lund im Frühjahr; (Foto: Scherberich)

Zu Beginn der zweiten Hälfte meines Studiums stand ich vor der Entscheidung, in welcher schwedischen Stadt ich meine zwei Auslandssemester verbringe. Einer meiner Favoriten wäre Stockholm gewesen, denn einmal für eine Zeit in Stockholm zu wohnen, war und ist immer noch ein großer Traum von mir. Das mit Stockholm hat nicht geklappt und ich bin dem Rat meiner Kommilitonen aus höheren Semestern gefolgt, die ihr Auslandsjahr bereits hinter sich hatten. „Geh auf jeden Fall nach Lund!“, „Lund ist so schön!“ Ich kann nur sagen, sie hatten Recht.

Lund ist eine der ältesten Universitätsstädte Skandinaviens, die Universität als solche existiert seit 1666, und auch wenn ich es sonst nicht so mit Geschichtszahlen habe, diese habe ich mir gemerkt. Vielleicht weil Lund sich den Charme einer typischen Studentenstadt mit all seinen Traditionen bewahrt hat. Lund ist eine Stadt, die im Mittelalter entstanden ist. Viele Universitäts-Gebäude, in denen ich Unterricht hatte, sind von innen mit der neuesten Technik ausgestattet, sehen aber von außen aus wie prachtvolle Schlösser. Die Straßen bestehen zum großen Teil aus Kopfsteinpflaster, nachdem ich mich für den Rest meines Aufenthalts dort von meinen hochhackigen Schuhen verabschiedet hatte, weil mir dauernd der Absatz stecken blieb, war das auch kein Problem mehr.

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Lund liegt in Südschweden, in der Nähe von Malmö. Seitdem Malmö und Kopenhagen über die Öresundbrücke miteinander verbunden sind, liegt es strategisch günstig, denn das Öresundgebiet gilt als aufstrebende Wirtschaftsregion. Für uns Studenten bedeutete es vor allem einfache und schnelle Tagesausflüge nach Malmö und in die dänische Hauptstadt.

Der Herbst ist schön in Lund, denn um diese Jahreszeit kommen die Studenten wie die Zugvögel aus den Sommerferien in die Stadt zurück und erfüllen sie mit Leben. In kleinen Gruppen sitzen sie in den Cafés und plaudern, manche treffen sich dort sogar zum Schachspielen. Oder sie genießen die letzten Sonnenstrahlen auf den Parkbänken oder Rasenflächen vor den Uni-Gebäuden. Im Prinzip ist ganz Lund ein einziger Campus. Wenn man einmal des Lernens überdrüssig Gesellschaft sucht, so reicht es oft einen Spaziergang durch die Altstadt zu machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man dort zufällig auf jemanden trifft, denn man kennt, ist ziemlich hoch. Ein U-Bahn-Netz oder eine Straßenbahn gibt es nicht. Eine der ersten Dinge, die man deshalb als Student dort macht, ist sich ein Fahrrad zu kaufen. Dies gilt als bestes Fortbewegungsmittel und ist allemal gesünder und billiger als der Bus. Umso mehr hat es mich getroffen, als ich eines schönen Morgens das Haus verlasse und an der Stelle im Fahrradunterstand, wo ich üblicherweise mein Fahrrad abgestellt hatte, nur einen leeren Fleck vorfinde. Als ich geknickt den Leuten davon erzählte, bedauerten mich die anderen Austauschstudenten. Die Schweden klopften mir dagegen anerkennend auf die Schulter: Man sei erst dann ein richtiger Lunder Student, wenn einem mindestens dreimal das Fahrrad geklaut würde. Es tröstete, dass man nicht der einzige ist, dem so etwas passiert. Trotzdem, der Ärger darüber saß tief, vor allem weil mir gerade am Tag vorher noch der Fahrradkorb gestohlen wurde, so dass ich von nun an immer darauf achtete, mein Fahrrad an einem festen Gegenstand anzuschließen, und alle abnehmbaren Teile wie Fahrradkorb und Batterielichter mitzunehmen.

Das Schöne war, dass ich nicht wie viele Studenten nur ein Semester sondern zwei in Lund verbrachte, somit hatte ich die Gelegenheit diese Stadt in jeder Jahreszeit zu erleben. In der Vorweihnachtszeit saß ich einmal abends in der Bibliothek am Computer, vertieft in meine Arbeit. Plötzlich machte jemand das Licht aus und ein Lucia-Zug betrat den Raum, singende Studentinnen mit weißen Kleidern und Kerzen in der Hand die die Dunkelheit erhellten. Im Frühjahr überzog ein leuchtend blauer Teppich von Frühblühern die Flächen der Parkanlagen. Im Sommer  konnte man bei schönem Wetter Fahrradtouren in der Umgebung vorbei an sonnengelben Rapsfeldern machen, sowie Baden am Strand des nahgelegenen Küstenortes Lomma. Glück kann so einfach sein.

Vom Studentenleben abgesehen hat Lund auch kulturell viel zu bieten. Zum Beispiel die astronomische Kirchenuhr im hanseatischen Stil in der Domkirche. Sie zeigt nicht nur die Uhrzeit, Tag und Monat, sondern auch die Mondphasen und die Sternzeichen an. Die Domkirche besitzt auch eine Art Kellergewölbe. Geht man ein paar Stufen runter, so steht man in einem niedrigen Raum. An einer Säule klammert sich ein kleines, garstig dreinschauendes Männchen aus Stein. Es ist Finn, ein heidnischer jedoch harmloser Gnom. Mit aller Kraft versucht er vergebens die Macht der Kirche auf Erden niederzureißen.

Bleibt mir nur noch mich in den Chor meiner Kommilitonen einzureihen: Lund ist schön und immer eine Reise wert. Sollte Euch euer Weg einmal nach Lund führen, egal ob nun als Student oder Tourist, es lohnt sich auf jeden Fall. Aber bitte: Schließt Euer Fahrrad ab!

Autorin: Beate – [email protected]

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Kommentare

Eine Antwort zu „Liebeserklärung an die Universitätsstadt Lund“

  1. […] und 400 km südlich des Polarkreises liegend, die nördlichste Europäische Kulturhauptstadt. Lund hatte sich ebenfalls beworben. Den Südschweden bleibt die Hoffnung auf 2029. Und wie allen anderen […]

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