Ein Porträt über Alfred Nobel
Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverleihung keine Rücksicht auf die Zugehörigkeit zu irgendwelchen Nationen genommen wird, so dass der Würdigste den Preis erhält.
Alfred Nobel ist in aller Welt als der Stifter des populären und heiß begehrten Nobelpreises bekannt. Am 21. Oktober des Jahres 1833 wurde Nobel in der schwedischen Hauptstadt Stockholm an der Ostküste geboren. Nur wenige Jahre später, 1837, zog der später als Chemiker und Erfinder agierende Mann mit seiner Familie in das russische St. Petersburg. Sein Vater Immanuel Nobel gründete dort in Kooperation mit der norwegischen Regierung einige Hüttenwerke. Zu den stärksten Abnehmern dieser gehörte die Russische Armee.
Nobel beherrschte bereits im Alter von siebzehn Jahren fünf Sprachen. Neben seiner Muttersprache Schwedisch waren dies Deutsch, Englisch, Russisch und Französisch. Erst 1857 kehrte Alfred gemeinsam mit seinem Vater in das schwedische Stockholm zurück. Dank des Wohlstandes seines Vaters genoss der junge Nobel eine für die damalige Zeit hervorragende und erstklassige Ausbildung durch einen Privatlehrer.
Neben seinen Chemie- und Physikstudien galt ein großer Teil seiner Aufmerksamkeit der englischen Literatur. Sein Vater hatte für dieses Interesse wenig Verständnis und hielt seinen Sohn für introvertiert. Dies war auch der Grund dafür, dass er ihn bereits kurze Zeit später für zwei Jahre ins Ausland schickte. In kurzen Abständen besuchte er Schweden, Deutschland und Frankreich, sowie die Vereinigten Staaten von Amerika. In der französischen Hauptstadt Paris lernte er dabei Ascanio Sobrero kennen. Nur drei Jahre vor eben diesem Zusammentreffen entdeckte Sobrero Nitroglyzerin. Auf Grund der Gefährlichkeit dieses Stoffes hielt er es jedoch nicht für praxistauglich. An der Erfindung brachte Nobel jedoch recht großes Interesse zum Ausdruck. Seit 1862 richtete er infolge dessen einen Großteil seiner Bemühungen darauf, Nitroglyzerin als Sprengstoff in die Technik einzuführen.
Bereits ein Jahr später gelang es ihm die Initialzündung zu entwickeln, welche eine sichere Zündung der Sprengung gewährleisten sollte. Nachdem im Jahr 1864 bei einer Explosion, die aus Experimenten hervorgerufen wurde, sein Bruder Emil und weitere Personen ums Leben kamen, verbot die schwedische Regierung Nobel weitere Experimente innerhalb der schwedischen Hauptstadt durchzuführen. Infolge dessen verlegte er sein Labor und die Fabriken in den Vinterviken am Mälaren im Westen von Stockholm. Bei Krümmel nahe Hamburg baute er in der Bundesrepublik Deutschland eine ähnliche Anlage.
Im gleichen Jahr gelang Nobel die Massenproduktion von Nitroglyzerin. Aber auch bei dieser kam es zu einer Reihe folgenschwerer Unfälle. Auch in den folgenden Jahren widmete Nobel eine große Aufmerksamkeit dem Reisen. Im Jahr 1875 entwickelte er die Sprenggelatine und zwei Jahre später ließ er sich das Ballistit, ein rauchschwaches Pulver patentieren. Zunächst bot Nobel seine Erfindung der französischen Regierung an, diese lehnte aber dankend ab. Daraufhin wand er sich an die Italiener, die diese sofort kauften. Die französische Presse brachte ihn daraufhin mit Spionage in Verbindung. Die Folgen aus dieser Verdächtigung waren für den Wissenschaftler verheerend. Er wurde verhaftet und verlor die Erlaubnis, Experimente durchzuführen. Auf Grund dieser Ereignisse zog Alfred Nobel 1891 nach San Remo und verbrachte dort für den Rest seines Lebens die Wintermonate eines Jahres.
Dynamit und Sprenggelatine, die zentralen Erfindungen Nobels, waren entgegen weit verbreiteter Ansicht nicht zur Kriegsführung geeignet. Das Pulver Ballistit bildete dabei eine Ausnahme. Vor allem auf dem Krimkrieg und den Sezessionskrieg begründete sich der Reichtum seines Vaters, da dieser an der Herstellung von Minen verdiente. Obwohl der junge Nobel den Krieg hasste, widmete er seine Arbeit dem Ziel eine Abschreckungswaffe zu entwickeln. Über die Jahre hinweg vertrat er die Meinung, dass eine besonders starke und schreckliche Vernichtungswaffe die Menschheit vom Krieg abschrecken würde. Schließlich kaufte er Ende des 19. Jahrhunderts den schwedischen Rüstungsbetrieb Bofors. Sein Ziel war es mit seinen Sprengstoffen das Schwarzpulver zu revolutionieren und das Werk seines Vaters zu verbessern. Sein Forscherdrang wurde durch die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung weiter angespornt. Intensiv diskutierte er über diese Ansichten auch mit Bertha von Suttner. Von Suttner arbeitete im Jahr 1878 eine Woche als Nobels Sekretärin. Später wurde sie eine bedeutende Friedensaktivistin. Vermutlich regte der stetige Briefwechsel zwischen ihr und Alfred Nobel dessen spätere Entscheidung zur Stiftung eines Friedensnobelpreises an. Auch Bertha von Stuttner wurde mit diesem 1905 ausgezeichnet.
Bis heute ist Nobel wenig für sein Engagement als Theaterautor bekannt. Er verfasste die Tragödie Nemesis. Seine Tragödie The Cenci wurde erst gedruckt als er bereits im Sterben lag. Allerdings wurde der gesamte Bestand bis auf drei Exemplare nach seinem Tod vernichtet, weil man es als skandalös und blasphemisch beurteilte. Erst im Mai 2003 wurde die erste Ausgabe veröffentlicht. Bis heute wurde es jedoch nicht von den Ursprungssprachen Schwedisch und Esperanto übersetzt. Zeit seines Lebens blieb Alfred Nobel kinderlos. Wahrscheinlich ist dies auch ein Grund dafür warum ein Großteil seines Vermögens in Höhe von 31,2 Millionen Kronen seiner selbst gegründeten Stiftung zu Gute kam.
In Anwesenheit seiner Freunde aber ohne Anwalt setzte er ein Jahr vor seinem Tod ein Testament auf: Das Kapital, vom Testamentsvollstrecker in sicheren Wertpapieren realisiert, soll einen Fond bilden, dessen jährliche Zinsen als Preise denen zuerteilt werden, die im verflossen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile geteilt, von denen zufällt: ein Teil dem, der auf dem Gebiet der Physik die wichtigste Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigste chemische Verbesserung oder Entdeckung gemacht hat; ein Teil dem der die wichtigste Entdeckung auf dem Gebiet der Physiologie oder der Medizin gemacht hat; ein Teil dem, der in der Literatur das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat; und ein Teil dem, der am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen gewirkt hat.
In eben diesem Testament legte Nobel auch fest, dass die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften für die Bereiche Physik und Chemie vergibt. Für die Vergabe des Friedensnobelpreises ist eine vom norwegischen Parlament bestimmte Kommission, das Norwegische Nobelpreiskomitee, zuständig. Die Gründung der Nobel-Stiftung erfolgte 1900 und im folgenden Jahr, dem fünften Todestag von Nobel, erfolgte erstmalig die Vergabe der Nobelpreise. Bis heute werden diese jährlich an außergewöhnliche Personen vergeben.