Darf das schwedische Königspaar eine Meinung haben? In der Diskussion um die Errichtung und Ausgestaltung des neuen Nobel Centers in Stockholm haben öffentliche Äußerungen von König Carl Gustaf und Königin Silvia landesweit für Erstaunen und Empörung gesorgt. Es ist in Schweden nicht üblich – und nicht vorgesehen – dass sich der Monarch in laufende politische Diskussionen einschaltet.
Es sei “schade”, dass das Nobel Center so groß geplant wurde, sagte der König in einem Interview mit der Zeitung “Dagens Nyheter”. Auch die Platzierung des Prestigebaus auf dem Blasieholmen, direkt neben dem Nationalmuseum, ist dem Königspaar ein Dorn im Auge. Andere kulturhistorisch wertvolle Ensembles seien von dem Projekt berührt. Dabei ist der umstrittene Bau aus der Feder des Berliner Architektenbüros David Chipperfield so gut wie beschlossene Sache: Der Stockholmer Stadtrat hatte im April 2016 für den Bau auf dem Blasieholmen gestimmt.
Gegner des Projekts sehen sich nun von höchster Stelle bestätigt: Noch laufen die Prüfungen und Beteiligungsverfahren für das Center, in dem künftig die Verleihung der Nobelpreise stattfinden soll. Da dem König bei diesen Zermonien eine zentrale Rolle zukommt, wollte Seine Majestät offenbar nicht mit der Meinung hinterm Berg halten.
Dabei ist es in Schweden nicht unproblematisch, dass das Königspaar die eigene Meinung zu aktuellen, politischen Vorgängen äußert. In der parlamentarischen Monarchie hat König Carl XVI Gustaf seit 1974 die klare Rolle des repräsentativen und zeremoniellen Staatsoberhaupts. Diese Rolle wurde festgelegt, erklären Staatsrechtler, um ein verbindendes Element in der Gesellschaft zu schaffen: Der Monarch stehe somit über den politischen Auseinandersetzungen und liege unausgesprochen auf der Linie des jeweiligen Regierungschefs.
Weitere Infos zum geplanten Nobel Center => www.nobelcenter.se/
Das Interview mit dem Königspaar bei => Dagens Nyheter (schwedisch)