Frühzeit
Vor 13.000 Jahren während der Eiszeit befand sich das heutige Schweden noch unter einer dicken Eisschicht. Mit dem Rückgang des Inlandeises folgten die ersten Siedler. Die ältesten Funde menschlichen Lebens in Schweden sind ca. 10.000 Jahre alt und wurden in der Nähe von Malmö gefunden. Die ersten Nachweise von Viehhaltung und Bodenbewirtschaftung datieren aus der Steinzeit um 3000 v. Chr. Die ersten Handelskontakte soll es in der Bronzezeit (2000 – 500 v. Chr.) mit den Briten und dem südeuropäischen Raum gegeben haben.
Aus der frühen Eisenzeit (um 500 v. Chr.) sind größere Grabanlagen entdeckt worden, bei denen die Toten mit verschiedenen Beigaben wie Schmuck und Waffen beigesetzt wurden. Der Zeitraum ab 550 v.Chr. bis zum Beginn der Wikingereit wird als “Vendelzeit” bezeichnet. Der Name ruht von Funden sogenannter Bootgräber in der Nähe von Vendel in der Provinz Uppland. Die Funde lassen auf reiche Häuptlinge und Händler schliessen, die mit verschiedenen Grabbeigaben in ihren Booten beigesetzt wurden. Da die Schiffe nicht verbrannt wurden, waren die Funde noch relativ gut erhalten.
Die Zeit der Wikinger
Im neunten Jahrhundert begannen die Skandinavier mit ihren Handels- und Kriegszügen. Während sich die Norweger und Dänen in erster Linie auf den Westen konzentrierten und bis nach Grönland und an die Ostküste des amerikanischen Kontinents vordrangen, versuchten die schwedischen Wikinger im Osten ihr Glück.
Die Bedeutung des Begriffes Wikinger ist nicht eindeutig geklärt. Eine der am häufigsten anzutreffenden Herleitung liegt von dem altnordichen Wort “vík”, was soviel wie Bucht bedeutet. Befürworter dieser Theorie beziehen sich damit auf die früheren Siedlungsplätze der Wikinger. Die Bedeutung des Begriffes, ist genauso unklar, wie der Grund warum die ersten Überfälle statt gefunden haben. Als sicher gelten jedoch Ort und Zeitpunkt des ersten Überfalls, das Kloster Lindisfarne vor der Küste Nordostenglands im Jahre 793.
Die schwedischen Wikinger drangen entlang der Ostseeküsten und Flüße weit in das heutige Rußland vor, wo sie Handelsstationen und Siedlungen gründeten. Die schwedischen Wikinger wurden im slawischen Raum auch als Waräger und Rus bezeichnet, wobei davon ausgegangen werden kann, daß sich der Befriff Rußland hiervon ableiten ließ. Über das Schwarze Meer gelangten die Wikinger schließlich bis nach Byzanz, dem heutigen Istanbul, wo sie Handel mit der arabischen Welt trieben.
Ebenso wie der Beginn der Wikingerzeit kann auch ihr Ende datiert werden. Es wird im allgemeinen mit dem Sieg der Normannen unter Herzog Wilhelm dem Eroberer über die Angelsachsen in der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 besiegelt.
Christianisierung
Der Missionar Ansgar besuchte im 9. Jahrhundert wiederholt Birka (dem schwedischen Handelszentrum dieser Zeit), doch seine Versuche das Christentum Schweden näher zu bringen, scheiterten. Ein erster Wendepunkt war zur Jahrtausendwende, als sich Olof Skötkonung als erster schwedischer König – christlich – taufen ließ.
Die nordische Götterlehre hielt sich aber noch bis weit in das 12. Jahrhundert hinein. Als wegweisend für die Christianisierung Schwedens wird im allgemeinen die Errichtung eines Erzbistums in Uppsala im Jahre 1164 betrachtet. Auf diese Weise wurde Schweden auch unabhängig vom Erzbistum Hamburg, was zu Ende des 11. Jahrhunderts noch weite Teile Skandinaviens beherrschte.
In den folgenden Jahren ging es der Kirche vorrangig darum die Unabhängigkeit vom Staat zu erhalten. Diesem Ziel kamen sie bei den Verhandlungen eines Botschafters des Papstes sowie dem Reichsverweser Birger Jarl im Jahre 1248 entscheidend näher. Im gleichen Jahr wurde unter anderem auch das Zölibat für Priester festgelegt und einzelne Gesetze im »christlichen Sinne« angepasst. Birger Jarl gilt auch als Gründer der Stadt Stockholm.
Im 12. Jahrhundert wurde der König von rivalisierenden Geschlechtern gestellt, wobei der König in einer Versammlung von Adligen von diesen gewählt wurde. Es blieb nicht aus, daß die Thronfolge auf dem Schlachtfeld entschieden wurde und sich die Adelsgeschlechter in der Regentschaft munter abwechselten.
Dem bereits erwähnten Birger Jarl und seinen Anhängern den Folkungern gelangen umfangreiche rechtliche und soziale Reformen. Im Rahmen dieser »Neuorganisation« wurden schließlich 1350 die alten Landesgesetze durch ein für das ganze Land bindendes Reichsrecht ersetzt.
Mehrere Kreuzzüge in »Richtung Osten« hatten im 12. und 13. Jahrhundert zur Folge, daß Finnland an Schweden angegliedert wurde.
Kalmarer Union
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurden die drei skandinavischen Reiche Dänemark, Norwegen und Schweden unter einer Regentschaft vereinigt. 1388 wurde die Königin von Dänemark und Norwegen, Margarethe, auch als schwedische Herrscherin anerkannt und schließlich die Kalmarer Union ausgerufen. Ursprünglich sollte die Kalmarer Union den Friedensprozeß im skandinavischen Raum fördern. In den Folgejahren kristallisierte sich jedoch häufig eine Führungsrolle Dänemarks heraus, was zu Unmut der beiden anderen Länder und neuen Reibereien führte. Die folgenden Jahrzehnte waren von Kämpfen innerhalb der Union und häufigen Wechseln der Regierung und Herrschaft geprägt. Zeitweise wurden die Regenten in Schweden anerkannt, zeitweise regierten aber auch schwedische Könige.
Der Niedergang der Kalmarer Union wurde 1520 eingeleitet, als der damalige, dänische Regent Kristian II im sogenannten Stockholmer Blutbad hundert Oppositionelle hinrichten ließ und so versuchte die Opposition im Land zu ersticken. Was ihm jedoch nicht gelang. Das Gegenteil war der Fall, diese Tat führte zum Aufruhr des Gustav Wasa und dem Zusammenbruch der Kalmarer Union.
Vasazeit
Der Vater von Gustav Vasa soll sich unter den Opfern des Stockholmer Blutbad befunden haben. Gustav Vasa moblisierte einen Aufstand gegen Kristian II, der letztlich zu dessen Absetzung führte und wurde selbst im Jahre 1523 zum König gewählt. Da Kristian II auch in Dänemark kurze Zeit später abgesetzt wurde, waren von dieser Seite keinerlei Schwierigkeiten zu erwarten und Gustav Vasa konnte sich innenpolitischen Themen zuwenden. Damals wie heute ist hier die finanzielle Situation eines Staates eines der zentralen Themen. Die Stadt Lübeck hatte einen wesentlichen Teil der Finanzierung (des »Aufstandes«) beigetragen und forderte diesen Betrag samt Zins und Zinsezins zurück. Ebenso wollten die siegreichen Truppen einen Teil der »Beute«.
Zu dem damaligen Zeitpunkt verfügte die Kirche über die größten Reichtümer im Lande. Diese reagierte auf eine finanzielle Unterstützung jedoch relativ zurückhaltend. Als später der Bischof von Linköping den König dazu bewegen wollte lutherische Schriften zu verbieten, reagierte dieser ebenso zurückhaltend. Stattdessen ernannte er später einen Schüler Martin Luthers zu seinem Kanzler und dessen Bruder zu dem ersten evangelischen Erzbischof (in Uppsala) im Jahre 1531. Der Bruch mit Rom und der katholischen Kirche war vollzogen. Durch diese Reformation und die anschließende Konfiszierung der kirchlichen Güter, konnte die staatliche, finanzielle Situation stark verbessert werden.
Im Jahre 1544 wurde festgelegt, daß die schwedische Krone vererbt wird. Dies hatte nach dem Tod von Gustav Vasa zur Folge, daß zwischen seinen Söhnen entsprechende Streitereien ausbrachen. In den Folgejahren wurde unter anderem Sigismund III zum König ernannt. Dieser war auch König von Polen und Katholik. Hieraus resultierte ein erneuter »Glaubenskampf«, der zur Absetzung Sigismunds III und zur Krönung seines Onkels Karls IX 1604 führte. Außerdem entstand eine verbitterte Feindschaft zwischen den Ländern Schwedens und Polens.
Die Großmacht Schweden
Die Folgezeit war geprägt von mehrere Kriegen, die sich Schweden mit seinen Nachbarn Dänemark, Lübeck, Russland und Polen lieferte. Im Laufe der Zeit gewann Schweden immer mehr Ländereien hinzu und wurde zu einer Macht im Ostseeraum. Der gesamte Ostseeraum und Teile Norddeutschlands standen unter schwedischer Herrschaft.
Das größte Problem Schwedens war zu dieser Zeit die geringe Bevölkerungszahl. Diese reichte weder als Streitkraft für bevorstehende Kriegszüge aus, noch konnten ausreichend Steuereinnahmen verbucht werden. Um diese Problematik zu umgehen wurde eine »aktive Einwanderungspolitik« betrieben. Durch das auf diese Weise überwiegend aus den Niederlanden und Deutschland erworbene Know-How und Kapital machte sich unter anderem durch die Errichtung zahlreicher Eisenhütten und Kupfergruben im ganzen Land bemerkbar.
Die Großmachtstellung hielt bis 1700 an. Zu dieser Zeit formierten sich Dänemark, Polen und Russland zum Großen Nordischen Krieg der nach anfänglichen schwedischen Erfolgen schließlich zu dessen Kapitulation führte.
Auf dem Wege zur Neutralität
Nach der Niederlage im Großen Nordischen Krieg bestand Schweden aus den Gebieten des heutigen Schwedens und Finnlands. Letzteres mußte während der Feldzüge Napoleons an Rußland abgegeben werden und auch die letzten deutschen Gebiete waren bald verloren. Quasi als Ersatz für diese Verluste war Norwegen 1814 gezwungen worden eine Union unter schwedischer Regentschaft einzugehen. Eine in diesem Zusammenhang kurze »militärische Auseinandersetzung« mit Norwegen, war die letzte Aktivität dieser Art. Fortan hat Schweden an keinem Krieg mehr teilgenommen und begründete damit seine Neutralität.
Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Bevölkerungszahl rapide zu wachsen. Ein Großteil der Bevölkerung lebte auf dem Lande, Schweden war zu dem damaligen Zeitpunkt noch ein reiner Agrarstaat. Dem »Ruf der Ferne« folgend setzte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eine wahre Auswanderungswelle ein, die sich in den darauf folgenden Jahrzehnten weiter verstärkte und erst gegen 1900 wieder abflachte.
Gleichzeitig setzte die Industrialisierung ein, zahlreiche Fabriken und Sägewerke wurden wie auch anderorts gebaut. Die holzverarbeitende Industrie war der Hauptzweig der schwedischen Industrie. Langsam aber sicher vollzog sich der Wandel von der Agrar- zur Industrienation. Die Union mit Norwegen wurde 1905 in friedlichem Einvernehmen wieder gelöst.
Das »schwedische Modell«
Anfang des 20. Jahrhunderts konnte Schweden bereits als Industrieland bezeichnet werden. Die Bevölkerung zog zunehmends vom Land in die Stadt. 1889 wurde die Sozialdemokratische Partei gegründet. 1907 wurde das allgemeine Wahlrecht zur Wahl der Zweiten Kammer eingeführt. Allerdings nur für Männer und auch nur ab einer bestimmten Höhe der geleisteten Steuerabgaben.
1917 trat die konservative Regierung zurück und machte einer sozialliberalen Koalition Platz, die umfangreiche Reformen forderte. Unter dem Eindruck der Novemberrevolution in Deutschland wurde das allgemeine Wahlrecht und das Frauenwahlrecht für alle Wahlen eingeführt.
1920 wurde Hjalmar Branting als erster sozialdemokratischer Ministerpräsident gewählt. Nach der Zeit des Wohlstands, bedingt durch einen starken industriellen Aufschwung in den 20er Jahren, erfasste die Weltwirtschaftskrise 1930 auch Schweden. In der folgenden Wahl 1932 wurde der Sozaildemokrat Per Albin Hansson zum Ministerpräsident gewählt. Dieser verfasste die Idee vom Volksheim (schwedisch Folkhem), einer politischen Metapher im Schweden der 30er und 40er Jahre die im Grunde genommen ein Synonym für den »heutigen Wohlfahrtsstaat« ist. Also der Idee von einem Staat, in dem alle Bürger unanhängig von ihrem sozialen Stand und ihrer Leistung ohne materielle Sorge leben können. Die Sozialdemokraten erlangten bei den Wahlen 1940 die absolute Mehrheit und konnten das »schwedische Modell« in den folgenden Jahrzehnten konkret umsetzen.
(Autor: Thomas Lingmann)
Gustav II. Adolf
Gustav Adolf, der Enkel von Gustav Wasa und Schwedens König von 1611 bis zu seinem Tod, war der Begründer der schwedischen Stellung als Großmacht und gilt als der bedeutendste Regent Schwedens. In Kriegen gegen Russland, Polen und Dänemark gewann er weite Gebiete.
Gustav III.
Gustav III., der sich selbst Gustaf schrieb, ist einer der schillerndsten schwedischen Könige. Geboren am 24. Januar 1746, saß er auf dem schwedischen Thron von 1771 bis zu seinem nicht ganz natürlichen Tod 1792.
Gustav Wasa
Mit der Wahl Gustav I. Wasas zum schwedischen König am 6. Juni 1523 endete die Kalmarer Union zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden. Wasa blieb bis zu seinem Tod 1560 auf dem schwedischen Thron.
Karl XIV. Johann
Karl XIV. Johann war der erste Bernadotte auf dem schwedischen Thron. Der als Jean Bernadotte am 26. Januar 1763 in Pau, Frankreich, geborene spätere schwedische König war ein erfolgreicher französischer Revolutionsgeneral, der unter Napoleon zu Amt und Würden kam.
Kommentare
3 Antworten zu „Schweden von der Eiszeit bis in die Moderne – Schwedische Geschichte“
[…] Schwedens erzählt. Denn im Jahre 1008 soll der erste schwedische König hier getauft worden sein. Olaf Skötkonung hieß der Monarch, der offenbar die St.-Siegfrieds-Quelle als natürliches Taufbecken nutzte. Der […]
[…] weiter […]
[…] Laufe der Geschichte war die Landschaft bäuerliche Republik, kam unter norwegische, zu Unionszeiten unter dänische und […]