
Sie war einmal die längste Brücke Europas: die Ölandbrücke, schwedisch Ölandsbron. Fast vierzig Jahre später ist die Querung über den Kalmarsund, die Insel Öland mit dem schwedischen Festland verbindend, immerhin noch die längste Brücke des Königreichs – und ein „besonderes“ Kulturgut.
Mehrfach kam die Ölandbrücke in den (zweifelhaften) Genuss, Inhalt von Aprilscherzen zu sein. So schrieb das Ölandsbladet, dass sich die Enden der Brücke, die zeitgleich von Festland und der Insel gebaut wurde, verfehlen würden – inklusive anschaulicher Fotomontage. Laut einer anderen Meldung würde bei den Arbeiten im Kalmarsund Öl gefunden, die Brückensäulen gleichsam als Bohrturm genutzt.
Auch bei der erfolgreichen Fernsehshow „NileCity 105,6“ der Comedytruppe Killinggänget spielte das Bauwerk eine Rolle. In dem Sechsteiler rund um einen Radiosender kommt die Frage „Wie viele Schrauben hat die Ölandbrücke?“. Die „richtige“ Antwort wird mitgeliefert. Weit über sieben Millionen Schrauben sollen die Brücke zusammenhalten.
Tatsächlich ist diese frage nicht zu beantworten. Schätzungen zufolge stecken 20.000 Schrauben in dem Bau.
Abseits der Rolle als „Scherartikel“ ist die Verbindung zwischen Kalmar und Insel eine architektonische und technische Errungenschaft – im Jahr 1972 eine der größten.
Brückenschlag zwischen Öland und Festland

Die Pläne einer festen Verbindung zwischen der Ostseeinsel und schwedischem Festland reichen bis ins Jahr 1932 zurück. Der Beschluss zur Ölandbrücke kam 1966 mit dem Regierungsplan zum Bau von Großbrücken. Ende 1967 vollführte der damalige Verkehrsminister Svante Lundkvist den ersten Spatenstich. Knapp fünf Jahre später wurde die damals längste Brücke Europas eingeweiht. Erst 1998 erfolgte die Wachablösung durch die Vasco-da-Gama-Brücke über den Tejo.
Rund 100 Millionen Schwedische Kronen wurden in die 6072 Meter lange Verbindung zwischen dem altehrwürdigen Kalmar und dem Färjestaden auf Öland investiert. Davon ist nur ein Drittel sichtbar: 155 Brückenfelder ruhen auf 156 Pfeilern. Der Verkehr der Landstraße 137 verläuft vierspurig über die 13 Meter breite und durchschnittlich 36 Meter hohe Kalmarsundquerung. Die tiefste Stelle der Brücke liegt 6,65 Meter über dem Meeresspiegel. An ihrer höchsten Stelle erhebt sich die Brücke 41,69 Meter über das Meer.
40 Jahre Ölandbrücke
Im kommenden Jahr wird die Ölandbrücke vierzig. Die Bilanz dürfte gemischt ausfallen. Zum einen sind die hierzulande nicht unbekannten Probleme des Lärms für die Anwohner, insbesondere in den Sommermonaten. Hinzu kommen die immensen Aufwendungen zur Sanierung und Umbaumaßnahmen, nötig geworden wegen gravierender Baumängel – unter anderem falsche Schraubverbindungen.

Andererseits bietet die Bron für die Wirtschaft auf Öland sowie für Pendler Vorteile, dauert die Fahrt von der Insel aufs Festland nur wenige Minuten. Zumal das Verkehrsaufkommen nur mit Fähren schwer zu bewältigen sein dürfte. Die schnelle und kostenlose Erreichbarkeit der Insel erfreut auch die ansässige Tourismusbranche. Die sieht in der Ölandbrücke gar eine „sinnliche Vorbereitung auf das anders geartete Land.“
Wer sich etwas langsamer „sinnlich“ vorbereiten möchte, kann Öland nach wie vor per Fähre ansteuern.
Autor: Mathias Grohmann – [email protected]