Die Zitadelle von Landskrona galt einst als flächenmäßig größte Festungsanlage Europas. Heute gilt sie als eine der besterhaltenen Skandinaviens und ist ein monumentales Wahrzeichen der Hafen- und Industriestadt am Öresund. Die Zitadelle hat in ihren 450 Jahren eine bewegte Geschichte erlebt. Und wie es bei alten Gemäuern so ist, birgt Landskronas Zitadelle manch Kurioses.
Die Zitadelle von Landskrona wird hier und da auch als Schloss Landskrona bezeichnet. Mag der Ausbau zum repräsentativen Schloss ursprünglich mal angedacht gewesen sein, vollführt wurde er nie. Die Landskrona citadell wurde als Zeichen der Macht und als Verteidigungsbollwerk erbaut.
Mitte des 16. Jahrhunderts, Landskrona wie ganz Skåne waren dänisch, ließ König Christian III. die Festung zur Sicherung der Macht über den Öresund errichten. Aus dieser Zeit zeugen heute noch der quadratische Grundriss, das Hauptgebäude und die Ecktürme.
Tycho Brahe betrauert seinen Elch in der Zitadelle Landskrona
Nicht lange nach der Fertigstellung der Anlage kam der Adlige und Astronom Tycho Brahe in die Gegend von Landskrona, um auf der ihm zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellten Öresundinsel Ven die Sternwarte Uraniborg zu erschaffen.
Im Jahr 1591 , so die Erzählung, begab sich Brahe in Begleitung seines zahmen Elches zur Zitadelle. Der Elch muss wohl mächtig dem Met zugesprochen haben. So dass er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Er stürzte schließlich, betrunken wie er war, eine Treppe hinab und brach sich ein Bein.
Trotz aller Anstrengungen war dieser Beinbruch sein Ende. Der Elch beschloss seine Tage in der Zitadelle Landskrona.
Rittergelage werden auch heute noch in der Zitadelle geboten. Elche haben keinen Zutritt.
Von dänischer Festung zu schwedischem Gefängnis
Während des Torstenssonkriegs konnte Schweden 1644 die Zitadelle erobern. Eine kurzzeitige Siegesfreude. Ein Jahr später herrschte wieder Dänemark in Landskrona bis Landskrona, seine Festung sowie ganz Schonen im Frieden von Roskilde 1658 an Schweden fiel.
Die neuen Herren bauten die Zitadelle Landskrona zur modernsten Verteidigungsanlage Skandinaviens aus. Bastionsgürtel, Wassergräben, Wallanlagen stammen aus den Aus- und Umbauten, die bis ins 18. Jahrhundert andauerten.
Von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis 1940 diente die Zitadelle als Gefängnis. Ab 1902 als Frauengefängnis.
Der Geist der „Engelmacherin“
Eine der bekanntesten Insassinnen war Hilda Nilsson. Die „Engelmacherin“. Sie nahm Kinder an, deren Mütter nicht für sie sorgen konnten oder wollten. Anstatt die Kinder großzuziehen, ertränkte und verbrannte sie sie. Zum Tode verurteilt, beging sie Selbstmord. Was Hilda Nilsson nicht wusste: Sie wäre am gleichen Tag zu lebenslanger Haft begnadigt worden. Seit ihrem Suizid sollen merkwürdige Geräusche aus ihrer Zelle – Nr. 5 – zu hören sein. Hunden soll sich das Fell sträuben, wenn sie nur in die Nähe kommen.
Vielleicht machen – nicht nur den Tieren – auch die Verwünschungen eines Abtes zu schaffen. Der wehrte sich auf seine Art gegen den Abriss seines Kloster für den Bau der Zitadelle von Landskrona.
Gärten erobern Befestigungswall
Während innerhalb der Mauern Gefangene ihre Strafen absaßen oder auf die Vollstreckung ihres Urteils warteten, eroberten draußen Kleingärtner die Erdwälle. Die Zitadellenkolonien. Es sind die ältesten erhaltenen Schrebergartensiedlungen Schwedens. Auf dem Gelände befindet sich mit der 1903 begründeten Rothoffska kolonin Schwedens einzige Museumskolonie. Hier können nicht nur Blütenpracht, sondern auch die Baukunst der traditionellen Stugor besichtigt werden.
Autor: Mathias Grohmann – [email protected]