Wenn man ehemalige Austauschstudenten nach Lund befragt, geht häufig erst mal ein Lächeln über ihr Gesicht, dann hört man ein kleines Seufzen und es folgt der Satz: Oh ja Lund, das war schön. Doch Lund ist nicht nur für Studenten eine Reise wert.
Auf den ersten Blick ist Lund vielleicht nicht typisch schwedisch. Es sind nur wenige falurote Häuschen zu sehen und die Stadt selbst liegt nicht inmitten von Wäldern oder an einer atemberaubend schönen Küste. Vielmehr erinnert die Stadt, die um 990 vom Wikingerkönig Sven Gabelbart gegründet wurde, mit ihren zahlreichen Backsteingebäuden an norddeutsche Städte oder mit ihren großartigen Universitätsgebäuden an große internationale Städte wie Berlin oder Paris. Und in der Tat ist der Universitätsplatz der sogenannte Lundagård im Herzen der Stadt nach wie vor ein wunderschönes zusammenhängendes Ensemble. Stellt man sich in die Mitte des Platzes sieht man das Universitetshuset von 1882, das Historische Museum, das einst das Haus des Bischofs war, die Akademische Vereinigung, die als Studentenhaus 1851 eingeweiht wurde, das Archeologicum (1853), das Palestra et Odeum, das Kungshus und die Bibliothek. All diese Gebäude werden heute noch von der Universität genutzt. Nicht zu vergessen natürlich der mächtige und zweitürmige Dom zu Lund. Die wichtigste romanische Kathedrale Skandinaviens wurde der Sage nach im 12. Jahrhundert von dem Riesen Finn erbaut. Aus Wut darüber, dass man ihn nicht bezahlen wollte, wollte er die Kathedrale wieder zerstören, doch die Menschen waren schneller, überlisteten ihn und Finn erstarrte zu einer Säule aus Stein. In einer Gruft, einem verborgenen Raum, der seit 1123 unverändert geblieben ist, kann man die Säule heute noch sehen.
Lund ein Erlebnis
Besonders attraktiv ist die elftgrößte Stadt Schwedens durch die Nähe zu Malmö und zu Kopenhagen. Viele Menschen pendeln täglich mit dem Zug oder Auto in die beiden großen Nachbarstädte, um dort zu arbeiten, einzukaufen oder Spaß zu haben. So profitieren die Menschen von der Öresundregion, die seit 2000 mit der Eröffnung der Öresundsbrücke um eine Attraktion reicher ist. Das soll jedoch nicht heißen, Lund hätte in dieser Hinsicht nichts zu bieten. Im Gegenteil: viele kleine Läden und Kneipen laden zum Shoppen oder Entspannen ein. Urbanes Zentrum und Startpunkt dieser Aktivitäten ist der Stortorget im Zentrum der Stadt. Von hier aus sind die Einkaufsstraßen alle wunderbar fußläufig zu erreichen. Das kulturelle Leben der Stadt ist von den zahlreichen Studenten geprägt, die knapp ein Drittel der 80.000 Einwohner ausmacht. Viele der Studenten wohnen in Studentenwohnheimen wie Sparta, Vildanden oder Delphi. Die Studenten sind in dreizehn Studentennationen organisiert. Die Nationen repräsentieren Malmö, Lund, Göteborg, Kalmar, Südschonen, Småland, Blekinge, Kristianstad, Östgöta, Västgöta, Halland, Helsingkrona und Värmland. Lund kandidiert für den Titel als Europäische Kulturhauptstadt im Jahre 2014. Und schon jetzt hat die Stadt sicherlich gute Chancen mit ihrem Stadttheater, dem Freilichtmuseum Kulturen, der Kulturmejerie, der Stadthalle, dem Volkspark, dem legendären Café Athen in der Akademischen Vereinigung im Jahre 2005 nach 30 Jahren wiedereröffnet wurde. Zu den bekanntesten Cafés dürfte jedoch die Konditorei Lundagård gehören, in der man unbedingt die schonische Spezialität Spettekaka oder auf schonisch Spiddekaga’ oder ‘Spiddekage’ probieren.
Ist das Dänisch?
Als Anfänger muss man sich beim schonischen Dialekt keine Gedanken über seine Schwedischkenntnisse machen. Er stellt nicht nur Schwedischlernende vor eine große Herausforderung, sondern auch viele Schweden haben ihre Schwierigkeiten, ihre südschwedischen Landleute zu verstehen. Der Dialekt erinnert mit seiner kehligen Aussprache häufig weniger an Schwedisch als an Dänisch. Das ist auch nicht verwunderlich, gehörte die Stadt doch zunächst nach ihrer Gründung bis zum Jahre 1658 zu Dänemark. Auch später noch ist die Stadt, sowie ganz Schonen von Dänemark beeinflusst worden. Dennoch sollte man sich an diese Mundart heranwagen. Am besten kann man das, wenn man auf dem Wochenmarkt am Mårtenstorget Lebensmittel einkaufen möchte. Hat man sich erst einmal reingehört hat, merkt man dann, dass sich die vielen Schwedischlektionen doch gelohnt haben. Gleich nebenan vom Martenstorget befindet sich Lunds Saluhall, eine Art Markthalle, in der man vor allen Fisch und Fleisch in sehr guter Qualität kaufen kann.
Lund literarisch
Doch auch literarisch hat Lund einiges zu bieten. Viele Schriftsteller lebten in der Stadt: Esaias Tegnér, Ola Hansson, Axel Lundegård, Anders Österling, Bengt Lidforss, Vilhelm Ekelund und August Strindberg. Das Leben als ewiger Student im Lund der 70er Jahre schildert Fredrik Ekelunds Jag vill ha hela världen. Das Buch war 1996 ein Bestseller in Schweden.
Lund eine Stadt die Wissen schafft
Etwas außerhalb der Stadt liegt der Wissenschaftspark Ideon. Hier siedeln auf knapp 100.000 qm vor allem kleine und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen IT, Biotechnologie und Hochtechnologie zusammen. Die Betriebe arbeiten zum Teil sehr eng mit der Universität Lund und der Technischen Universität (LTH) zusammen. Bekannte Unternehmen sind z.B. Deloitte, Skandia oder Qlik Tech. Doch auch andere innovative Firmen befinden sich in Lund. So wurde 1951 die TetraPak AB gegründet, deren Stammwerk sich immer noch in Lund befindet. Weitere weltweit tätige Unternehmen haben einen Standort in Lund, wie Alfa Laval, AstraZeneca, Gambro und Sony Ericsson.
Lund immer eine Reise wert
Lund lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Bei relativ mildem und gleichbleibenden feuchtkontinentalen Klima werden die Winter nicht zu kalt und die Sommer nicht zu warm. So sind lange ausführliche Spaziergänge in der Stadt genauso möglich, wie kurze Tagesausflüge in die Einkaufsstraßen der Stadt. Sogar von Deutschland aus kann man bequem einen Kurztrip unternehmen. Morgens geht es mit der Fähre von Sassnitz oder Rostock nach Trelleborg. Von dort in ca. einer halben Stunde mit dem Auto nach Lund. Schon kann man sich von dem lebendigen Treiben der kleinen, aber feinen Stadt im Süden Schwedens einfangen lassen.
Autor: Manuela Freese-Wagner