Von wegen Elch…! In einigen Teilen Schwedens regiert der “Skvader” die Wälder. Das inoffizielle Wappentier der Provinz Medelpad hat sein Hauptverbreitungsgebiet in der geografischen Mitte Schwedens. Rund um Sundsvall am bottnischen Meerbusen, dem Eintrittstor zu den waldreichen Gebieten des unteren Norrlands, kennt jeder das geheimnisvolle Tier. Es tritt auf in Erzählungen, auf Straßenschildern und Firmenlogos. Auf die Frage, ob der Skvader schon einmal gesehen wurde, lächeln die Sundsvaller nur wissend. Der ungewöhnliche Waldbewohner ist so leibhaftig wie Nessi in Schottland, der Yeti im Himalaya oder der Wolpertinger in den Alpen.
Und letzterem – dem Wolpertinger – kommt der Skvader auch am nächsten. Es ist ein Hase mit Flügeln und den Schwanzfedern eines Auerhahns. “Gesehen” – und angeblich selbst erlegt – hat ihn dereinst der Flößer und Freizeitjäger Håkan Dahlmark. 1874 erzählte er die Geschichte auf Jägerlatein, in geselliger Runde im Hotel Knaust von Sundsvall.
Seitdem ließ der Skvader die Bewohner von Medelpad nicht mehr los. Die Neuheit machte im dünnbesiedelten Västernorrland schnell die Runde – und 1907 tauchte gar ein Ölgemälde vom Skvader auf. Dem örtlichen Heimatverein kam die Ehre zu, dies als Beweis für die Existenz des Skvaders zu präsentieren. Etwas später, 1918, schuf der Präparator Rudolf Granberg, einen ausgestopften Skvader. Noch heute ist er im Handwerks- und Seefahrtsmuseum auf dem Norra Berget in Sundsvall zu begutachten.
Das fabelhafte Waldwesen hat jedoch nicht nur lokale Bedeutung erlangt – es ist sogar in den allgemeinen schwedischen Wortschatz eingegangen. Denn “Skvader” steht als Begriff für eine etwas unglückliche Kombination: “Nichts Halbes und nichts Ganzes” würde man im Deutschen sagen. Klar, dass die einzige Skvader-Statue in Schweden zugleich auch eine Rutschbahn für Kinder ist…
Auch Köche mit der Vorliebe für Wild-Spezialitäten haben sich vom Sundsvaller Skvader inspirieren lassen: Die gastronomische Akademie servierte 1986 ein Rezept vom “ofengebackenen Skvader” – ein mit Hasenfarce gefüllter Auerhahn.
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Autor(in): Katja Singer – [email protected]