Fjällräven ist nicht nur eine angesagte Outdoor-Marke für Jacken und Pullover. „Fjällräven“ ist der schwedische Name für den seltenen und scheuen Polarfuchs, der zum Symbol eines empfindlichen Ökosystems geworden ist. Der „fjällräv“, in der direkten Übersetzung eigentlich „Bergfuchs“, hat rund um den Nordpol seine Heimat.
Während er in Kanada und in der russischen Tundra noch zahlreich vorhanden ist, bekommt man ihn in Skandinavien eher selten zu sehen. Auf einem schmalen Streifen von der Kola-Halbinsel bis nach Fjordnorwegen hält sich der Polarfuchs in der Berglandschaft versteckt, – immer nah an seinem Lieblingsfutter, den Berglemmingen. Die kleinen Nager bestimmen über Wohl und Wehe des Polarfuchses, denn wenn sie zahlreich sind, lebt auch ihr Jäger im Überfluss. In Schweden sprechen Naturschützer daher von „guten und schlechten Lemming-Jahren“.
Tatsächlich steht der „Fjällräv“ in Schweden auf der Liste der akut bedrohten Säugetiere. Obwohl er hier bereits 1928 unter Schutz gestellt wurde, macht der schwedische Bestand vielen Naturfreunden Sorgen. Während der Polarfuchs in Island wegen der Schafzucht gejagt und in Kanada noch als Pelzlieferant betrachtet wird, verbieten schwedische Behörden derlei Aktivitäten. Krankheiten wie Staupe und Tollwut sowie die Konkurrenz durch den Rotfuchs machen dem schwedischen „fjällräven“ schon genug zu schaffen. Bergbewohner im Härjedalen wissen dies und lassen ihr „Haus“-Tier daher auch tunlichst in Ruhe.
Tourismus: Gut oder schlecht für die Natur
Darum gab es zunächst kontroverse Diskussionen als die Bergstation Helags (zwischen Åre und Funäsdalen) damit anfing, Beobachtungssafaris für Touristen anzubieten. In Zusammenarbeit mit Forschern und Wildnisrangern entstand jedoch ein ausgefeiltes Safari-Konzept, das dem Polarfuchs inzwischen mehr nützt als schadet. Der schwedische Verband für Ökotourismus („Naturens Bästa“) meldet aktuell, dass die bei Helags beobachteten Fuchsbauten besonders erfolgreich Nachwuchs zur Welt bringen. Von Störung der Tiere könne also keine Rede sein.
„Es geht darum, wie so ein Naturerlebnis organisiert und durchgeführt wird“, erklärt der zuständige Arrangeur Eric Gardfall auf der Homepage des Okö-Tourismus-Verbandes. So achten die Guides darauf, den Fuchsbau höchstens zwei Mal pro Woche zu besuchen. Jeweils maximal acht Reisende dürfen dann in 300 Metern Entfernung mit Feldstecher und Fotokamera auf der Lauer liegen. Das unbestritten possierliche Raubtier bietet ihnen ein unvergleichliches Schauspiel, ob nun in der Paarungszeit, bei der Aufzucht der Jungen oder bei der Jagd auf Nager.
Geführte Gruppen und einsame Wanderer
Besucher, die dies selber miterlebt haben, bekommen eine ganz andere Beziehung zu der bedrohten Wildtier-Art. Eric Gardfall ist überzeugt, dass die Safaris ein größeres Engagement für den Polarfuchs in Gang gesetzt haben. Außerdem würden Wanderer und Natur-Fotografen, die auf eigene Faust durchs Fjäll ziehen, durch das Safari-Angebot zusätzlich sensibilisiert: Sie schließen sich lieber dem Gruppenangebot an, anstatt aus Unwissenheit sprichwörtlich in den Fuchsbau zu trampeln.
Schon seit drei Jahren betreibt die Bergstation Helags im Härjedalen Polarfuchs-Safaris, – und sie hat alle Gewinne daraus stets an die lokale Naturschutzarbeit abgeführt. Zum Schutze des Polarfuchses sind unermüdlich Forscher und Wildheger im Einsatz. Es kostet Geld, sich um die notwendige Zusatzfütterung zu kümmern und den Bestand überwachen. Doch am Ende profitieren alle: Der Polarfuchs selbst, der nachhaltige Tourismus in einer abgelegenen Region und der Reisende, der unvergessliche Eindrücke mit nach Hause nimmt.
Fotos: Staffan Widstrand und STF Fjällstation Storulvån, mit freundlicher Genehmigung durch „Ekoturismföreningen – Naturens Bästa“.
Autorin: Katja Singer – [email protected]
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