I am Zlatan Ibrahimović – so lautet der Titel jener Biografie, die das Leben eines der polarisierenden Sportler des 21. Jahrhunderts beschreibt. Die Facetten dieses faszinierenden Sportlers schwarz auf weiß zu Papier zu bringen erfordert Fingerspitzengefühl und Können – eine Aufgabe, die David Lagercrantz souverän gemeistert hat. Sohn des berühmten Schriftstellers Olof Lagercrantz und Bruder der Schauspielerin Marika Lagercrantz entstammt er aus einer Familie, die über großen kulturellen Einfluss in Schweden verfügt und deren Name tiefe Wurzeln in die Geschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts schlägt.
Olof Lagercrantz
Der Publizist und Literaturkritiker Olof Lagercrantz wurde im Jahr 1911 in Stockholm geboren, wuchs aber in Falköping auf, unweit der großen Seen Vänern und Vättern. Nach einer schweren Kindheit geprägt von Depressionen der Mutter und dem Selbstmord einer seiner Schwestern heiratete der junge Olof im Jahr 1939 Martina Ruin, Tochter des Philosophen und Professors Hans Ruin. Neben seinem Halbbruder Arvid und seiner Schwester Lisa sollten später auch seine Kinder Marika und David zu Bekanntheit gelangen.
Die literarischen Anfänge von Olof Lagercrantz liegen in der Lyrik, ehe er später prägend für Biografien von anderen Schriftstellern wird. Seine literarischen Studien sind bis heute noch Meilensteine in der schwedischen Literaturgeschichte. Seine Biografie zu August Strindberg oder das Porträt über seinen Freund Gunnar Ekelöf, Jag bor i en annan värld men du bor ju i samma, zählen neben seinen Autobiografien Min första krets und Ett år på sextiotalet zu seinen herausragenden Werken. Seine Tätigkeit als Journalist fand ihren Höhepunkt 1960, als er Chefredakteur der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter wurde. Diesen Posten behielt er bis zu seiner Pension 1975. In dieser Zeit gehörte er gewiss zu den einflussreichsten kulturellen Persönlichkeiten Schwedens. In der Zwischenzeit war sein Halbbruder Arvid Lagercrantz als bekannter Schriftsteller und Radiojournalist tätig, seine 2006, vier Jahre nach ihm, verstorbene Schwester Lis Asklund eine anerkannte Kuratorin im sozialen Bereich, Schriftstellerin und Radioproduzentin.
Marika Lagercrantz
Seine 1954 geborene Tochter Marika Lagercrantz bekam schon als Kind die Begeisterung des Vaters für Literatur mit. Doch anders als ihr Vater faszinierte das junge Mädchen mehr das Theater und die Schauspielerei. Nach mehreren Anläufen auf unterschiedlichen Theaterbühnen gelang ihr schließlich der kleine Durchbruch vor der TV-Kamera.
Sie wirkte in zahlreichen schwedischen TV-Produktionen mit, unter ihnen Highlights wie „Lust och fägring stor“ (In Deutschland: Schön ist die Jugendzeit) von 1995 oder die Romanverfilmung von Stieg Larssons erstem Teil der Millenium-Trilogie „Män som hatar kvinnor“ (In Deutschland: Verblendung) im Jahr 2009. Seit 2011 ist sie Kulturrätin der Schwedischen Botschaft in Berlin. Wie es die Familientradition nahelegt, tritt ihre Tochter Moa Lagercrantz bereits in ihre Fußstapfen als Schauspielerin.
David Lagercrantz
David Lagercrantz, Bruder von Marika, kam 1962 zur Welt. Ausgestattet mit aristokratischem Familienhintergrund folgte er dem Vorbild seines Vaters und dessen Geschwister und begann eine Karriere als Journalist. Nach seinem Studium arbeitete er lange Zeit als Kriminalreporter für die schwedische Tageszeitung Expressen. Seitdem konzentriert er sich auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Mit seinen Anstehenden Projekten könnte er zu einem der meistgelesenen schwedischen Autoren des 21. Jahrhunderts werden, wenngleich Literaturgrößen wie Mankell, Nesser oder das Newcomer-Duo Hjort & Rosenfeldt ein Stück entfernt sind.
Nachdem die Autobiografie von Zlatan Ibrahimović durch seine Feder zu Papier gelangte, war David Lagercrantz spätestens nach seinem Engagement als Autor des vierten Teils von Stieg Larssons Millenium-Reihe in aller Munde. Der Roman soll 2015 zum zehnjährigen Jubiläum des ersten Millenium-Romans herausgegeben werden. Eine Verwendung des bereits existierenden Scripts des verstorbenen Stieg Larssons soll nicht verwendet werden.
Der Name Lagercrantz bestimmt also nicht nur die kulturelle Vergangenheit Schwedens, sondern bleibt auch in Zukunft fester Bestandteil der modernen Medienwelt und politischen Landschaft Schwedens.
Autor: Hannes – [email protected]