Schlicht, auf den ersten Blick unscheinbar ist die kleine Kapelle. Und doch etwas Besonderes. Die Hedared stavkyrka ist Schwedens einzige noch erhaltene Stabkirche. Zudem ist es die einzige erhaltene Kirche ihrer Art am ursprünglichen Standort außerhalb Norwegens.
Stabkirche – da taucht das Bild von prachtvollen, mit reichlich Schnitzkunst verzierten Holzbauten auf. Wie man es aus den Reisekatalogen kennt. In Nachbauten hat es die alte nordgermanische Holzbauart auch nach Deutschland, selbst bis nach Übersee geschafft. Originale Stabkirchen hingegen sind nur in Norwegen zu bewundern – bis auf die Ausnahme in Hedared. Einem kleinen Dorf in Västergötland.
Stabkirche um 1500 erbaut
Von Borås, der Textil- und Skulpturenstadt, sind es rund 16 Kilometer Richtung Nordwesten bis Hedared mit seiner Stabkirche. Der Ort liegt an der Straße 180 Richtung Alingsås.
Die Hedared stavkyrka entspricht nicht unbedingt dem Katalogbild. Mit einer Grundfläche von gerademal 35 m² gehört der einschiffige Kirchenbau zu den einfachsten seiner Art. In früheren Zeiten ging man davon aus, dass die Kirche irgendwann zwischen 1100 und 1300 entstand, wie die meisten Stabkirchen. Ältere Bauteile sowie Taufbecken und Heiligenfiguren lassen bereits im 12. Jahrhundert eine Kirche, wahrscheinlich ähnlich der erhaltenen, vermuten.
Mittels neuer Forschungsmethoden, in diesem Fall eine jahresringchronologische Untersuchung, wurde das Entstehungsdatum der Stabkirche jedoch auf die Zeit um 1500 korrigiert.
In den frühen Tagen bestand die Kirche lediglich aus Eichenholzwänden, Dach und festgestampftem Erdboden. Erst im Laufe der Zeit kamen Holzboden, Kirchenbänke, Kanzel, Empore und Fenster hinzu.
Hedareder retten ihre Kirche
Dass es in Schweden überhaupt noch eine Stabkirche gibt, ist den Bewohnern von Hedared zu verdanken. 1830 wurde der Gemeinde per königlichem Brief mittgeteilt, dass sie ihre damals baufällige Kapelle nicht weiter erhalten sollten – nicht weiter erhalten durften. Stattdessen sollten sie beim Kirchenbau im nahen Sandhult mithelfen und diese nutzen. Was die Hedareder auch taten. Nur widersetzten sie sich gleichermaßen dem Erlass und hielten ihre stavkyrka so weit möglich instand.
Für die äußerliche Wiederherstellung der Kirche 1901 lieferten die Dorfbewohner Holz und leisteten Frondienste. Die Innensanierung, ebenfalls von den Hedaredern vorangetrieben, erfolgte 1934-35, ermöglicht durch Spenden. Dabei war der hohe kulturgeschichtliche Wert des Gotteshauses den damaligen Einwohnern vielleicht gar nicht bewusst.
Eine weitere aufwendige Sanierung erfolgte in den Jahren 1995 bis 1997. Schwedens einzige Stabkirche bekam ihr Aussehen von Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts zurück.
Innen zeigen sich bewundernswerte Malereien. Darunter die Krönung der Jungfrau Maria. Das Altarbild stammt womöglich aus dem 14. Jahrhundert, wurde bei Umbauten verdeckt und erst bei der Restaurierung in den 1930ern wiederentdeckt. Ebenso sehenswert sind die anderen Gemälde und das Inventar. Wie eine Madonnenstatue, die auf die Zeit zwischen 13. und 14. Jahrhundert datiert wird.
Die äußerliche Schlichtheit der Kirche sollte nicht von der Entrichtung des Obolus abhalten, den Besucher bezahlen. Das Eintrittsgeld trägt zum Erhalt der Hedared stavkyrka, Schwedens einziger Stabkirche bei.
Autor: Mathias Grohmann – [email protected]