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Was Hänschen nicht lernt, oder “Det löser sig” ; Teil V

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„Unduldsam sollte man nur gegen sich selber sein, nicht gegen andere.“

–  H. Hesse –

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Foto: Karoline Schnell

Unter diesem Motto steht mein derzeitiges Leben hier in Stockholm, aus dem ich jeden Tag neue Dinge zu erzählen vermag und sie am liebsten immer sofort mit euch teilen würde, wenn sie gerade passieren. Denn durch die selektive Wahrnehmung in einer Großstadt, vergesse ich häufig wieder die kleinen und amüsanten Anekdoten, die mich  so manches Mal zum Schmunzeln bringen und mir immer wieder verdeutlichen, dass es doch kulturelle Unterschiede zwischen den Schweden und mir gibt, auch wenn ich mich so manches Mal schon fast als “waschechte“ Schwedin fühle.

Der wohl größte momentane Unterschied zwischen einem “normalen“ Schweden und mir ist die Ungeduld und die typisch deutsche Strukturiertheit. Ich warte nun immer noch auf ein Lebenszeichen der Försäkringskassan, der Versicherungsanstalt Schwedens, die für meine Krankenkasse zuständig ist. Nach mehrmaligem telefonischen Kontakt und meinerseits nicht mehr so freundlichen Nachfragen, teilte man mir gerade letzte Woche mit, dass mein Antrag leider immer noch nicht bearbeitet sei und man sich mittlerweile selber frage, woran dies wohl liegen könnte. Bei meiner Bitte, den oder die Verantwortliche sprechen zu wollen konnte man mir leider keine spezifischere Auskunft geben, da aus dem Computer nicht ersichtlich sei, wer denn als letztes meinen Antrag bearbeitet hat. Na, herzlichen Dank, dann bin ich ja genauso weit wie vor zwei Monaten, dass freut mich aber! Die nette schwedische Dame am anderen Ende der Leitung flötete mir mit ihrer, seit der Wiege erlernten schwedischen Freundlichkeit ins Ohr, ich möge mich doch in Geduld fassen, es würde sich lösen (det löser sig)! Selbstverständlich wird es sich eines Tages (auf-)lösen und bis dahin zahle ich doch gerne weiter hohe Beiträge in eine private Krankenversicherung, natürlich nur für den Fall, dass ich mir bei diesen völlig normalen schwedischen Wetterverhältnissen aus irgendeinem nicht ersichtlichen Grund eventuell ein Bein breche, beim Schlittschuhlaufen einen Zahn ausschlage, oder auch nur in einem zaghaften Autounfall, durch die Glätte verursacht, eine Gehirnerschütterung zuziehe. Mit dieser leicht überzogenen, ironischen Haltung stoße ich hier nur auf mitleidiges Kopfschütteln bei den Landsleuten. Die  Kinder  stürzen sich mit ihren kleinen Skiern im XS- Format  die Pisten herunter, überall wird man von stürmischen Langlauf- Skifahrern überholt, so dass selbst der Hund im Wald nicht mehr in Ruhe die Spuren seiner Vorgänger beschnuppern kann und auf dem Eis herrscht am Wochenende Hochbetrieb, wie auf dem Oktoberfest.  Und da passiert ja schließlich auch nie etwas, so dass meine völlig überzogene Angst ganz unberechtigt ist, was eine sofortige (!) Krankenversicherung angeht!

Es scheint noch einen kleinen, aber feinen Unterschied in Bezug auf gewisse Strukturen zu geben, die eine Deutsche anscheinend so mit sich bringt. Ich wurde beim letzten Lehrermeeting ganz positiv dafür beäugt, dass ich meine Materialien fein säuberlich abgeheftet, nach Gruppen sortiert und mit dazugehörigem Zeitplan versehen, in ein eigens von mir eingerichtetes Fach verfrachtet hatte. „Wie gut du doch strukturiert bist, Anna“, hörte ich von allen Seiten. Selbstverständlich habe ich mich über dieses Lob gefreut und war dennoch ein bisschen überrascht, noch nicht mit dem Wissen ausgerüstet, welches ich nun habe. Heute war einer dieser Tage, an denen ich wieder neue Schülergruppen unterrichten sollte, wieder Muttersprachenunterricht, wieder neue Gesichter, erneut fremde Schulen und unbekannte Räume. Es ist alles organisiert, es wird sich alles finden, waren die Worte, die man mir im Rucksack mit auf den Weg gegeben hatte. Voller Zuversicht und mit gut vorbereiteten Stunden bin ich also meiner Arbeit nachgegangen, mit dem Fazit, dass beide Institutionen sehr freudig überrascht über mein Erscheinen waren, leider keine Schlüssel zu den Räumen zur Verfügung standen und ja, meine berufliche Email-Adresse leider auch nach drei Wochen noch nicht eingerichtet sei, da man es bisher einfach nicht geschafft habe. Aber ich sollte mir ja keine Sorgen machen, es würde sich alles einspielen – mit der nötigen Geduld!

Vielleicht wäre ich an dieser Stelle bereits verzweifelt, hätte ich nicht schon gelernt darüber zu schmunzeln und mir zu sagen, ich habe gemacht was ich konnte, den Rest muss ich anderen überlassen und nur zusammen bildet man in diesem Zusammenhang ein optimales Team. Und der Spaß und die Freude an der eigenen Arbeit hängen nicht zwangsläufig mit solchen Nichtigkeiten zusammen, wenn es doch auch Alternativen gibt.

So gilt es sich seiner eigenen Kreativität zu bedienen und da kommt es dann durchaus mal vor, dass der Deutschunterricht im Zimmer der Schulkrankenschwester  stattfindet, die Eltern im Lehrerzimmer warten und man sich selber sagt, nächste Woche… nächste Woche ist dann aber wirklich alles so, wie ich es aus Deutschland gewohnt bin! 😉

In diesem Sinne, habt eine schöne Woche und geduldet euch bei dem, was ihr doch unbedingt und so dringend erledigt haben wolltet!

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Foto: Karoline Schnell

Immer noch sehr winterliche Grüße aus dieser wunderschönen Stadt!

// Anna


Autor(in): Anna-Maria – [email protected]

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