Schweden gilt als Vorreiter in Sachen Gleichberechtigung. Dabei haben die Rechte der Frauen erst in neuerer Zeit einen merkbaren Schub erfahren. Das Frauenwahlrecht wurde 1919 erkämpft, doch die Frauenbewegung ist bis heute aktiv und hat viel zu tun.
Aber jetzt wird erst einmal gefeiert. Der Meilenstein auf dem Weg zur Gleichberechtigung – das Frauenwahlrecht – ist 2019 Anlass für zahlreiche Ausstellungen und Aktionen. Wer also in diesem Frühling nach Schweden kommt, wird vom Jubiläum der Frauenbewegung das ein oder andere mitbekommen.
Das älteste schwedische Museum für Frauengeschichte liegt in der Universitätsstadt Umeå: =>Kvinnohistoriskt Museum. Am 28. April eröffnet die Schau „Hausarbeit“, die sich dem Ideal der Hausfrau in Videos und Büchern aus den 1950er Jahren nähert. Das Museum war dieses Jahr unter den drei Nominierten für die schwedische Auszeichnung zum Museum des Jahres.
In der schwedischen Hauptstadt Stockholm eröffnet in diesem Jahr ein zusätzliches Frauenmuseum: => „Stockholms Kvinnohistoriska“. Es beschäftigt sich mit den Vorkämpferinnen der Frauenbewegung, denn ohne Zweifel ist Stockholms Geschichte reich an solchen Kämpferfiguren! Im Fokus sind aber auch hier die Schattenseiten der Prosititution oder die Emanzipation lesbischer Gruppen im prüden Schweden der 30er Jahre. Museumsdirektorin Lina Thomsgård: „Wir wollen den Blick auf die unterrepräsentierte Hälfte der Menschheit lenken, die Besucher bereichern und neue Perspektiven anbieten.“ Statt an einer festen Adresse soll die aktuelle Ausstellung an verschiedenen Orten in Stockholm zu sehen sein. „Indem wir die ganze Stadt durchziehen, können wir auch Menschen erreichen, die vielleicht nicht gerne in klassische Museen gehen”, heißt es beim “Kvinnohistoriska”.
Dem Jubiläum des Frauenwahlrechts widmen sich auch andere Stockholmer Museen: Das berühmte => Vasamuseum blickt auf die Frauen im 17. Jahrhundert, die laut Ausstellungstitel „immer da waren, aber selten gesehen wurden“. Das Spektrum reicht von Unternehmerinnen, die den Bau des Kriegsschiffes “Vasas” mitverantworteten, bis hin zu Frauen an Bord.
Das Kunstmuseum => Hallwylska, das wir grundsätzlich der Hausherrin Wilhelmina verdanken, beschäftigt sich noch bis 18. August mit der „Stimme einer Frau“. Ausgehend von der Aktivistin Ebba von Eckermann, einer Tochter des wohlhabenden Hauses Hallwyl, wird erzählt, wie mutige Schwedinnen vor über hundert Jahren für Freiheit und Mitbestimmung gekämpft haben. Gleichzeitig hebt das => Stockholmer Kulturhaus mit einer lokalpatriotischen Fotoausstellung „Frauen des Viertels“ Damen aus allen Gesellschaftsschichten hervor, die rund um den Platz Sergels Torg gelebt haben und tätig waren: Arbeiterinnen, Demonstrantinnen, Reporterinnen und Künstlerinnen, auch Obdachlose und Jugendliche.