Die Habo kyrka, die Kirche von Habo, liegt nicht etwa im Zentrum des Städtchens am Vättern, sondern etwas außerhalb. Eine Kirche aus Holz. An sich nichts Außergewöhnliches in Schweden. Vom typischen Rot ganz zu schweigen. In seiner Architektur hebt sich der hölzerne Sakralbau dennoch hervor. Erst recht bemerkenswert ist die innere Ausgestaltung der Kirche von Habo.
Habo ist ein rund 7800 Einwohner zählender Ort am südwestlichen Ufer des Vättern, etwa 15 Kilometer Luftlinie von Jönköping entfernt. Auf der Straße sind es rund 20 Kilometer. Ungefähr 5 Kilometer liegen zwischen Habo und seiner Kirche, die weiter südwestlich des Ortes liegt. Einst stand sie im Zentrum: An einem Punkt, wo sieben Straßen aufeinander trafen. Mit dem Bau der Eisenbahn jedoch geriet die Kirche etwas ins Abseits. Zumindest was die Örtlichkeit betraf. Fast wäre sie sogar nach Stockholm umgesetzt worden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bekundete der Skansen sein Interesse. Die Gemeinde lehnte den Verkauf zu guter Letzt aber ab.
Holzkirche in Form einer Basilika
Heute gehört die Kirche von Habo zu den markantesten Holzkirchen Schwedens. Was zum einen in der Architektur begründet ist. Denn mit ihrem hohen Mittelschiff und den zwei niedrigeren Seitenschiffen hat das Gotteshaus die Form einer Basilika. Der Kirchturm ist mehr Zier. Die Kirchenglocken läuten im Turm neben der Kirche.
Das – für Holzbauwerke ungewöhnliche – an eine Kathedrale erinnernde heutige Aussehen erhielt die Kirche durch einen Umbau 1723. Die Bezeichnung „Holzkathedrale am Vättern“ kommt nicht von ungefähr. Lediglich die Sakristei ist aus Stein erbaut. Diese stammt noch von einem Vorläufer und bildet den ältesten baulichen Teil der heutigen Holzkirche.
Erstmals erwähnt wurde eine Kirche in Habo in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die ältesten Objekte in der Kirche, eine Holzskulptur, die Johannes den Täufer darstellt sowie das Taufbecken aus Sandstein werden ebenfalls auf das 13. Jahrhundert datiert. Zwischenzeitlich als Mörser zum Anmischen roter Farbe genutzt, erfüllt das Taufbecken zwar wieder seine ursprüngliche Aufgabe, doch zeigt es nach wie vor die Spuren der Zweckentfremdung.
Ferner sind der Altar aus Sandstein, hölzerne Heiligenbilder sowie die eiserne Tür zur Sakristei weitere Zeugnisse des Mittelalters.
Die „malerische“ Kirche von Habo
Das Außergewöhnliche und Charakteristische an der Kirche von Habo ist jedoch die reichhaltige Ausgestaltung mit Schnitzereien und vor allem mit Wand- und Deckenmalereien, deren Anblick reicht als Erklärung, weshalb hin und wieder von der „malerischen Holzkathedrale“ die Rede ist.
In einem auch als „Bauernbarock“ bezeichneten Stil wurde in den Jahren 1741 bis 1743 Luthers kleiner Katechismus illustriert. So werden die Zehn Gebote, das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis dargestellt. Die Decke des Mittelschiffs zeigt Motive wie Taufe, Erlösung, Abendmahl und Segen.
Zum Teil werden die Malereien von schriftlichen Erklärungen ergänzt. Die Bilder sind nicht nur als reine Zier entstanden. Sie sollten vielmehr beim Unterrichten und Lernen unterstützen.
Die Bilder sind heute noch weitestgehend original. Zwar wurden die Bilder mehrfach restauriert, zudem gereinigt und gesichert. Allerdings wurden sie, wie es in anderen Kirchen häufiger vorkam, nie übermalt.
Habo kyrka als Briefmarke
2002 wurde die Kirche von Habo als eine von vier „Romantischen Kirchen zur Weihnachtszeit“ für die Weihnachtsbriefmarken der schwedischen Post auserwählt.
Autor: Mathias Grohmann – [email protected]