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Stockholm- ein Wintermärchen ( Teil IV)

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Winterlied

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Foto: Anna


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Das Feld ist weiß, so blank und rein,
Vergoldet von der Sonne Schein,
Die blaue Luft ist stille;
Hell, wie Kristall
Blinkt überall
Der Fluren Silberhülle.

(1. Strophe/ Salis-Seewis, Freiherr Johann Gaudenz von)

Wenn mich in diesen Tagen  Freunde aus Deutschland anrufen und fragen, wie ich es denn immer noch in diesen winterlichen Temperaturen (heute morgen waren es -13°C) aushalte, dann kann ich nur entgegnen, dass dies einer der Gründe ist, warum ich Schweden so liebe!

Wir haben immer noch Schnee, Frost und Eisblumen an den Fenstern und nunmehr seit ca. einer Woche werde ich jeden Morgen von Sonnenstrahlen geweckt, die den Schnee nur so glitzern lassen, wie kleine Diamanten. Eindeutig haben wir noch Winter, der Frühling ist derzeit nicht zu erahnen.

Und so bietet sich diese Jahreszeit an, um gemütliche Fikas in den herrlichsten Cafes Stockholms zu unternehmen, gute (schwedische) Bücher zu lesen und sich in der Natur aufzuhalten. Jeden Morgen, wenn ich die Skihose anziehe, um mit meinem griechischen Hund spazieren zu gehen, weiß ich wieder, warum ich hier bin! Der Hund und ich sind dick eingepackt und solche Spaziergänge gehören eindeutig zu den Momenten, in denen man einfach loslassen kann. Wir sind meistens sehr früh morgens im Wald und hinterlassen die ersten Fußspuren des Tages im Schnee.

Welch ein Gegensatz zu dem, wie sich ein Tag danach so entwickeln kann.

Dann setzte ich mich z.B. in den Pendelzug und fahre in die Innenstadt. So musste ich gerade letzte Woche eine schwedische ID-Karte beantragen, ohne die man bei keiner Bank ein eigenes Konto eröffnen kann. Diese Karte sagt nicht mehr über dich aus als dein Reisepass, aber dennoch wird sie benötigt. Und so zieht man, wie überall in Schweden, einer Nummer in der Warteschlange vom Skatteverket, in der Hoffnung, dass die vielen Menschen vor dir ihr Anliegen sehr bald erledigt haben. Welch ein Trubel herrscht hier in diesem Amt! Je nach Laune kann es interessant sein die vielen unterschiedlichen Menschen zu betrachten und festzustellen, dass es ihnen nicht anders geht als mir. Alle müssen irgendwelche organisatorischen Dinge regeln und sind deswegen hierher gekommen. Ich war dieses Mal nicht in der Stimmung Menschen um mich herum wahrzunehmen und mich zu fragen, was wohl ihre Geschichte ist und warum sie in Schweden leben.

Das Leben in der Großstadt führt in meinen Augen bei vielen Menschen zu einer sehr selektiven Wahrnehmung und ich merke es in aller erster Linie an mir selbst! Man kann nicht jeden Tag all die verschiedensten Eindrücke um sich herum wahrnehmen, bzw. in sich aufnehmen. Ich staune zwar immer noch über die Leute in der U-Bahn, aber überraschen tun mich diese bunten Gestalten nun auch nicht mehr. Wir sind eben in Schweden! Hier darf jeder nach seinem Gusto glücklich werden, dies nach außen tragen und sich sicher sein, dass niemand der eigenen Landsleute ein schlechtes Wort äußern würde. Die direkte Art, die ich manchmal aus Deutschland kenne, ist den Schweden nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden. Und so versuche auch ich mich möglichst unauffällig in den Massen zu verhalten und mich zumindest was dies betrifft anzupassen.

Wie ich bereits im letzten Bericht erwähnte, habe ich nun begonnen zu arbeiten. Mein neuer Arbeitgeber ist die Huddinge Kommune, die wohl größte Kommune hier neben Stockholm. Ich bin Lehrerin und habe in Deutschland an einer Grund- und Hauptschule gearbeitet. Auch wenn dies zwei völlig unterschiedliche Arbeitsfelder sind, so haben beide Aufgabenbereiche etwas für sich. Mir hat jedenfalls die Arbeit immer sehr viel Spaß gemacht, gerade wenn man sieht, wie man junge Menschen dazu motivieren kann, aus sich selbst etwas zu machen. Im Hauptschulbereich gestaltet sich das ja sehr schwierig und man muss sich über sehr kleinschrittige Erfolge freuen können. Genau das ist es auch, worüber ich mich hier nun freue. Kleinschrittige Erfolge in Bezug auf mein eigenes Leben und meine Tätigkeiten.

In Schweden ist es so, dass jedes Kind in der Schule ein Recht auf Muttersprachenunterricht hat und die Kommunen selbst dafür Sorge tragen, dass dies auch umgesetzt wird. Mein erstes Lehrermeeting war daher unheimlich beeindruckend. Ich saß mit 32 (!) verschiedenen Nationalitäten in einem Raum und wir bekamen eine Einführung in die neuesten Anwendungen der Smartboards, die wir in vielen Klassenzimmern haben. Wie spannend zu sehen, dass es selbstverständlich zu sein scheint, dass eine Isländerin ihren Muttersprachenunterricht einmal wöchentlich bekommt, auch wenn sie momentan die einzige Schülerin in dieser Kommune ist. Und auch meine Gruppen sind für eine deutsche Hauptschullehrerin der wahrgewordene Traum! Ich habe drei bis sechs Kinder pro Sprachgruppe, die Materialen werden größtenteils von der Schule gestellt und es besteht ein reger Austausch mit den Eltern. Diesbezüglich könnte sich Deutschland gut eine Scheibe vom Bildungssystem abschneiden, auch wenn es ja mittlerweile viele Kritiker dem schwedischen Bildungssystem gegenüber gibt.

Diese Woche ist nun meine erste vollständige Arbeitswoche und ich bin gespannt, was mich alles so in naher Zukunft erwartet! Natürlich werde ich euch wieder daran teilhaben lassen.

Euch eine wunderschöne Woche, ich schicke viele Sonnenstrahlen nach Deutschland und bis auf bald!

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Foto: Karoline Schnell

/Anna

Autor(in): Anna-Maria – [email protected]

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