Schweden, ein Land von Akademikern? Wenn es nach dem Willen des neuen Regierungsgespanns aus Sozialdemokraten und Grünen geht, dann schon. Bei den Koalitionsverhandlungen haben der designierte Ministerpräsident Stefan Löfven und Gustav Fridolin von der Miljöpartiet vereinbart, dass die gymnasiale Oberstufe Pflicht für alle schwedischen Schüler werden soll. Damit hätten auch alle die Hochschulreife und so die Möglichkeit, zu studieren.
Von wegen “Arbeiterpartei”: Die sozialdemokratischen Wahlsieger überraschten das Land mit der Ankündigung, das alle bis zur Reifeprüfung büffeln sollen, um der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Schweden beizukommen. Da dies selbst im Wahlkampf noch kein Thema war, herrscht nun große Unklarkeit, wie eine solche “Gymnasiumspflicht” umgesetzt werden solle. Schweden wäre damit jedenfalls das erste Land in der Welt, das durchweg auf die höchstmögliche schulische Ausbildung setzt.
Zum Wohl der Jugendlichen? Zugegeben: Ein Abschluß nach neun Jahren, entsprechend dem deutschen Hauptschulabschluß, ist auf dem schwedischen Arbeitsmarkt nur noch wenig wert. Höherqualifizierten wird stets der Vorzug gegeben, sodass rund 22 Prozent der 15- bis 24-jährigen in Schweden arbeitslos sind. Als Problem werden hohe Einstiegslöhne für junge Leute ohne Berufserfahrung genannt, denn es gibt kein Lehrlingssystem wie in Deutschland, Österreich oder den Niederlanden. Aber auch die vielen Gymnasiums-Abbrecher tragen zur schlechten Statistik bei. Ob sich dies mit einer “Pflicht” regulieren lässt, ist die Frage, die sich Schwedens Sozialdemokraten nun stellen müssen.
In Schweden sind Gymnasien höchst unterschiedlich ausgeformt und somit auch frei zu wählen: Mit unterschiedliche Ausrichtungen, etwa als naturwissenschaftliche, musische oder spezielle Fachgymnasien haben manche Schulen den Charakter einer Berufsschule, andere wiederum gelten als reine “Akademikerschmiede”.