Wer auswandern, studieren oder aus anderen Gründen in Schweden leben will, stellt sich früher oder später die Frage nach dem Spracherwerb. Neben privaten, VHS- und Universitätskursen gibt es auch direkt in Schweden die Möglichkeit, seinen sprachlichen Horizont zu erweitern. Ich habe als Student einen sogenannten sommarkurs vom Schwedischen Institut (SI) belegt – eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte!
Direkt von unserem Kurslehrer im Schwedischkurs (innerhalb des Skandinavistik-Studiums, Anm. der Autorin) gab es im zweiten Semester die Informationen zum SI-Sommarkurs. Ich war sofort hellauf begeistert: 4 Wochen Schweden im Sommer mit Sprachunterricht, Unterkunft, Verpflegung und Leuten aus aller Welt. Das klang verlockend! Also habe ich mich umgehend beworben. Dazu muss ein Bewerbungsbogen inklusive Motivationsschreiben (auf Schwedisch) ausgefüllt werden und ggf. eine Beurteilung des Kursleiters dazu. Als die erlösende E-mail mit der Zusage für einen Kursplatz kam, bin ich vor Freude auf und ab gehüpft! Ich konnte es kaum erwarten…
Da wir zu sechst von der gleichen Uni kamen, fuhren wir günstig als Gruppe an die Westküste und legten noch einen Zwischenstopp in Göteborg ein. Im Zug spähten wir schon nach weiteren Teilnehmern aus und beäugten uns dann etwas unsicher am Zielbahnhof. Das Eis brach schnell, da nicht alle auf einmal zur Schule mitfahren konnte (wir wurden abgeholt) und dort angekommen wurden wir schon freundlich mit einem “Är ni hungriga?” von einem unserer Lehrer begrüßt. Beim Essen wurden die ersten Sätze ausgetauscht, um sich gegenseitig zu fragen, woher man kommt. So verbrachte ich meine ersten Konversationsversuche mit Kroaten, Polen und Deutschen auf Schwedisch. Von nun an wurde darüber “gewacht”, dass wir auch immer schön Schwedisch sprechen. Das war zunächst ein wenig anstrengend! Gleich am Abend stellten sich alle Lehrer und Ansprechpartner vor. Es gab ausführliche Informationen über den Kurs und die Tagesabläufe, wir erhielten Schreibutensilien (Block, Ordner und Stift für jeden!), lernten unser neues Zuhause für die nächsten vier Wochen kennen, bezogen unsere Zimmer und fielen glücklich, aber erschöpft in die Betten… noch nicht ahnend, dass wir in den nächsten Wochen eher weniger schlafen würden.
Alles war unheimlich gut organisiert und Essen gab es auch immer reichlich. Frühstück – Unterricht – Kaffeepause – Unterricht – Mittagessen – gemeinsame Aktivitäten oder Ausflüge – Abendessen. Es wurde nicht nur Grammatik, Aussprache und Literatur gelehrt, sondern auch viel zur schwedischen Mentalität, Kultur und dem Leben in Schweden vermittelt. Die Tage waren voll, wir haben unheimlich viel erlebt und viel gesehen. Das Essen war unheimlich lecker, die Zimmer gemütlich und sehr sauber und das Wetter einfach traumhaft. Schwedischer Sommer an der Westküste wie aus dem Bilderbuch! Die Zeit verging wie im Flug und der Abschied fiel teilweise sehr schwer – sowohl von den anderen internationalen Teilnehmern als auch von den Lehrern.
Die Kurse sind in erster Linie für Studierende gedacht, die Schwedisch als Fremdsprache an einer Universität lernen und dies seit mindestens einem Jahr tun. Aber auch andere Interessierte können sich bewerben. Bei uns waren zum Beispiel ein Rentner aus den USA dabei, der schwedische Vorfahren hatte, eine Dame, die beruflich die Sprache lernen musste und ein Deutscher, der in der Gegend dort lebte. Die Kosten liegen derzeit bei knapp 900 Euro für einen 4-wöchigen Intensivkurs. Dafür ist damit, bis auf die Anreise, auch alles abgedeckt (Unterricht, Unterkunft, Verpflegung, Ausflüge) und man hat, außer für den persönlichen Bedarf, keine weiteren Kosten. Es ist zudem möglich, sich für ein Stipendium bewerben.
Wir waren damals 40 Leute in dem Kurs, aufgeteilt in drei Unterrichtsgruppen. Der Lernerfolg schien einigen von uns zunächst eher gering und wurde die ersten Tage auch noch mit einem “Det är klockan 10, jag pråtar tyska ny. Ich kann nicht mehr!” kommentiert. Aber spätestens nach der Heimreise merkten auch unsere Dozenten und Kommilitonen in der Heimat, dass wir ein gutes Stück weiter gekommen waren. Tatsächlich waren ungefähr die Hälfte der Teilnehmer aus Deutschland, was natürlich immer wieder dazu führte, dass man noch schnell in die Muttersprache verfiel, wenn es denn mit der Verständigung mal nicht so klappte. Aber auch das wurde zum Ende immer weniger.
FAZIT: Ich kann jedem, der Lust und Mittel (bzw. ein Stipendium) dafür hat, solch einen Kurs nur empfehlen. Wenn man nicht die Möglichkeit hat durch private Kontakte in die schwedische Kultur und Alltag einzutauchen, lernt man auch unheimlich viel über Land und Leute. Für mich zählt der Aufenthalt nach wie vor mit zu den tollsten Erinnerungen, die ich habe. Ein erlebnisreicher (Bildungs-)Urlaub, nach dem ich erstmal einen Tag durchgeschlafen habe. 😉
Informationen: https://svenskaspraket.si.se/
Autorin: Christiane – [email protected]