Ich mag Weihnachtslieder. Für mich sind ein unersetzbarer Bestandteil des Festes und der Vorweihnachtszeit. Nichts bringt mich so schnell in Weihnachtsstimmung wie ein schön arrangiertes Lied. Während meiner Zeit in Schweden hatte ich das Glück, in einem schwedischen Chor mitzusingen und somit auch an einem original-schwedischen Luciakonzert teilzunehmen. Beim gemeinsamen Einüben der Lieder eröffnete sich mir noch einmal eine völlig neue Welt: Schwedische Weihnachts-Musik!
Diese lässt sich in Lucia-und Weihnachtslieder einteilen. Lucialieder handeln oftmals von (wen wundert`s) der Dunkelheit in dieser Jahreszeit und dem Licht, das Lucia in diese bringt. Die zwei berühmtesten in diesem Falle sind wohl „Santa Lucia“. Dieses, mit der eingänglichen und weltbekannten Melodie, wird traditionell immer beim Ein- und Auszug der Lucia-Sängerinnen und den Sternen gesungen. Das andere, sehr bekannte, heißt „Tärnans Visa“. Dies finde ich persönlich sehr schön, besonders ergreifend, wenn von einem vierstimmigen Chor gesungen, damit Höhen und Tiefen gleichermaßen gut zur Geltung kommen. Schon der Text klingt wie Musik, ich versuche gar nicht erst, ihn zu übersetzen:
Du tärna som tindrar med glitter i hår
så vakande efter lucia du går
Du lyser upp i mörkret med ljuset i din hand
du hälsar Lucia välkommen.
Was schwedische Weihnachtslieder von deutschen wohl am deutlichsten unterscheidet, ist die Tatsache, dass einige einen schnelleren Rhythmus haben. Das lässt sich auf eine schwedische Tradition zurückführen, die im deutschen Raum eher seltener verbreitet ist: Das Tanzen um den Weihnachstbaum. Besonders gut eignet sich dazu das sehr populäre „Nu är det jul igen“.
Überhaupt hat das schwedische Weihnachten eher einen fröhlich, ausgelassen Charakter, im Gegensatz zu dem deutschen, das mehr besinnlich ist. Eines, das wie kaum ein anderes die Freude über den Weihnachtsmorgen beschreibt, ist „För redeliga män.“
In ihrer Thematik sind schwedische Weihnachtslieder vielfältig. Da gibt es die traditionellen, die ganz klassisch die christliche Geschichte wiedergeben: „Bereden vägg för herran“. Der Stern von Bethlehem scheint ein beliebtes Motiv zu sein, vielleicht weil er der skandinavischen Sehnsucht nach Helligkeit entgegenkommt. („Bethlehems Stjärna“ / „Det strålar en stjärna“). Eines das inhaltlich heraussticht ist „Var inte rädd för mörkret.“ Vermutlich, weil der Text verfasst von Erik Blomberg 1920 neueren Datums ist. Es reiht sich nicht in die üblichen Texte ein, in denen die Dunkelheit durch Glanz und Licht verschwindet. Vielmehr wird hier der Begriff der „Dunkelheit“ ganz poetisch als Sinnbild für das Erkennen der wahren Werte im Leben verwendet, eine sehr tröstliche Erkenntnis und ein Lied, das man sich auch dann noch anhören kann, wenn es einem mal nicht so gut geht:
Hab keine Angst vorm Dunkeln/denn dort ruht doch das Licht./Wir sehen ja auch keine Sterne/Wo es keine Dunkelheit gibt./Im hellen Ring der Iris/trägst du eine dunkle Pupille/Denn dunkel ist ja auch all das/wonach sich das Licht mit Beben sehnt.
Zudem gibt es in Schweden auch einige der üblichen, international erfolgreich gewordenen Weihnachtsklassiker in schwedischer Sprache, wie z.B. Stilla natt, heliga natt („Stille Nacht, heilige Nacht“), Oh, helga natt (Oh, holy night). Natürlich es gibt es von vielen Liedern auch moderne Interpretationen bekannter schwedischer Pop-Sänger. Erwähnenswert wäre hier zum Beispiel „Bethlehems stjärna“ von Anni-Frid Lyngstad. Gleich als Popsong neu verfasst wurde das Lied „Tänd ett ljus“ der schwedischen Pop-Gruppe Triad, das 1988 die schwedischen Top-Ten anführte. Mit seinem schmissigen Rhythmus und seinem optimistischen Text sorgt dieser Song wohl definitiv für gute Stimmung:
Zünd´ein Licht an und lass es brennen/lass niemals die Hoffnung verschwinden/jetzt ist es dunkel/aber es wird wieder hell. Zünd´ein Licht an für alles woran du glaubst/für diesen Planeten auf dem wir wohnen/zünd´ein Licht an für die Kinder dieser Welt…
Autor(in): Beate – [email protected]