Im Frühjahr 1944 suchte das US-amerikanische War Refugee Board eine geeignete Person für die Rettung von Juden in Ungarn. Der zu diesem Zeitpunkt 32-jährige Raoul Wallenberg, der aus einer wohlhabenden schwedischen Bankiersfamilie stammte, schien genau der Richtige für diese Aufgabe und er sagte sofort zu. Die Rettungsaktion galt ca. 200.000 Juden, die in Budapest Zuflucht gesucht hatten. Wallenberg wurde zum Gesandtschaftssekretär ernannt und genoss auf diese Weise diplomatischen Schutz.
Hilfsaktionen in Budapest
In Budapest angekommen versorgte er zunächst Juden mit Lebensmitteln und brachte sie, wenn nötig, in Krankenhäusern unter. Als Angehöriger der von der schwedischen Gesandtschaft gegründeten Hilfsorganisation begann er bald mit der Verteilung von Schutzpässen. Solche Schutzpässe, wie sie auch u.a. von der Schweiz und dem Vatikan verteilt wurden, erhielten Personen, die Kontakte zu Schweden andeuten konnten und die den Inhabern die Ausreise nach Schweden sichern sollten. Außerdem richtete er für besonders gefährdete Juden 31 Häuser ein, die er für exterritorial erklärte, mit der schwedischen Flagge kennzeichnete und mit Tarnnamen wie „Schwedische Bibliothek“ oder „Schwedisches Forschungsinstitut“ versah.
Als Eichmann die Todesmärsche Tausender Juden zur österreichischen Grenze organisierte, begleitete Wallenberg den Konvoi und konnte abermals die Freilassung Hunderter Juden bewirken, es gelang ihm sogar, Menschen aus den Zügen nach Auschwitz zu befreien. In Schweden selbst zeigte man sich nicht begeistert von der großen Anzahl Schutzpässe, die Wallenberg im Akkord ausstellt. Sogar die jüdische Gemeinde war offensichtlich wenig geneigt, „eine allzu große Zahl von Juden zu empfangen.“ Ein Geschäftspartner aus Stockholm schrieb an Wallenberg: „Dankbarkeit für deine Arbeit wirst du hier wahrscheinlich nicht finden.“
Verbleib ungewiss
Als die Rote Armee Mitte Januar 1945 Budapest eroberte, machte sich Wallenberg zu Verhandlungen in das Hauptquartier von Sowjetmarschall Rodion Malinowski auf. Die Sowjets waren gegenüber der schwedischen Vertretung, wohl unter anderem wegen der hohen Zahl in Umlauf befindlicher schwedischer Dokumente, äußerst misstrauisch. Auch ging das Gerücht, er könne ein amerikanischer Spion sein. Unter sowjetischer Begleitung fuhr er noch einmal in sein Büro. Danach verlor sich jede Spur von Raoul Wallenberg und seinem Fahrer.
Über seinen Verbleib gab es nachweislich viele Falschmeldungen. Entlassene Gefangene wollen ihn nach dem Sommer 1947 gesehen haben und an anderer Stelle wurde behauptet, er sei am 22./23. Juli verhört worden. In den 60er Jahren behauptet ein russischer Professor er lebe in einer Nervenheilanstalt in der Nähe von Moskau. Jüngeren Nachforschungen zufolge soll Wallenberg jedoch am 17. Juli 1947 in der Lubjanka, dem Moskauer Hauptquartier der Geheimpolizei, verstorben sein. Todesursache unklar.
Dem außergewöhnlich mutigen Einsatz von Raoul Wallenberg ist die Rettung von über 100.000 ungarischen Juden zu verdanken.
Quellen zu diesem Artikel und viele weitere Informationen:
http://www.judentum-projekt.de/geschichte/nsverfolgung/rettung/wallenberg.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Raoul_Wallenberg
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-19699043.html
Autor(in): Angelika – [email protected]