Eine Landschaft, nicht wie gemeißelt, aber von Jahrtausenden geformt, präsentiert sich auf Tjörn an Schwedens Westküste. Auf dem Pilane-Gräberfeld im nördlichen Teil der Insel verbinden sich historische Steinsetzungen mit einem modernen Skulpturenpark – und dazwischen grasen Schafe auf saftigen Weiden. Der besondere Zauber von Pilane ist der weitläufige Raum, in dem sich sowohl historisch als auch künstlerisch Interessierte “weiden” können. Natürlich kommen auch Naturfreunde und “einfache Spaziergänger” hier voll auf ihre Kosten.
Während die Steinformationen auf die Zeit der Völkerwanderung zurückgehen, bietet Pilane 2010 noch bis 3. Oktober Skulpturen-Avantgarde des 21. Jahrhunderts. Überraschend platziert in einer mal lieblichen, mal schroffen Landschaft ist in diesem Jahr zum Beispiel das Werk “Points of View” des Künstlers Tony Cragg. Die sechs Meter hohe und drei Tonnen schwere Skulptur thront über Heide und Weiden auf einem Berg und lädt den Betrachter ein, dieselbe Position einzunehmen: mit Aussicht über das Meer im Westen.
Weitere Künstler etwa aus Island, Indien und den USA präsentieren ihr Werk. Mal sind die Skulpturen an einen Baum gelehnt wie die “weeping girls” aus Aluminium (Laura Ford), mal bilden sie einen gigantischen Schriftzug auf dem Boden und fragen “When will you be happy?” (Jitish Kallat).
Natursteine, aufgerichtet als symbolische und kultische Objekte im frühen Mittelalter, komplettieren die modernen Skulpturen auf eigentümliche Weise. Sie waren auch auf Tjörn freilich zuerst da – und dienten als Thing- und Gerichtsplätze in archaischen Zeiten. Der Ausspruch “ich schwöre beim Grabe meiner Vorfahren” soll von solchen Versammlungsplätzen stammen. Wo “natürliche” Skulpturen dem Geschehen eine besondere Bedeutung gaben.
Info und Anfahrt: https://www.pilane.org/
Quellhinweis Bilder: wikimedia.com, flickr.com
Autorin: Katja Singer – [email protected]