Wer in Schweden mit seinem Nachnamen unzufrieden ist, kann sich ganz einfach einen neuen erfinden.
Mehr als 240 000 Schweden heißen mit Nachnamen Andersson, fast genauso viele heißen Johansson. Ein knappes Drittel der Bevölkerung trägt einen „-son“-Namen, in jeder Schulklasse gibt es mehrere Kinder mit dem gleichen Nachnamen. Allein in Stockholm stehen über 400 Karl Andersson im Telefonbuch. Um Verwechslungen zu vermeiden, geben viele Schweden noch eine Berufsbezeichnung oder ein anderes Unterscheidungs- merkmal an. So ist in unserem Telefonbuch ein „hundägare“ (Hundebesitzer) verzeichnet. Die traditionellen son-Namen gelten vielen als langweilig und spießig.
Entsprechend groß ist das Bedürfnis vieler Schweden, ihren Namen zu ändern. Während man in Deutschland für eine Namensänderung einen triftigen Grund haben muss, ist dies in Schweden eine recht einfache Angelegenheit.
Will man „nur“ den Nachnamen des Partners annehmen oder den Mädchennamen von Mutter oder Großmutter, die Schreibweise ändern oder sich einen neuen Vornamen aussuchen, so reicht es, ein entsprechendes Formular des Skatteverket auszufüllen. Immer beliebter wird es jedoch, bei Heirat oder Familiengründung einen ganz neuen Nachnamen zu erfinden: Der Name wird zum Markenzeichen. In den letzten Jahren haben sich jedes Jahr fast 2000 Schweden für einen selbst kreierten Nachnamen entschieden.
Das Verfahren ist recht unkompliziert, manchmal mit kuriosen Ergebnissen. Dafür ist das PRV zuständig, die schwedische Entsprechung zum Patentamt. Auf der Website des Amtes gibt es eine Reihe von Hinweisen und Vorschlägen zur Namensbildung, sowie eine Liste von schwedisch klingenden Vor- und Nachsilben (oft geografische Bezeichnungen oder Begriffe aus der Natur), aus denen man neue Namen basteln kann. (https://www.prv.se/sv/varumarke/forbered-dig-infor-varumarkesansokan/riktlinjer-for-varumarke/konstnarsnamn-och-efternamn/) Wird der Antrag genehmigt, erhält man das Copyright auf den Namen und darf seine Nachkommenschaft entsprechend nennen. Beliebt sind vor allem romantische Namen wie Gyllenhorn und Tusenstierna, sowie coole Namen wie Vintersvärd.
Neben Heirats- , Geburts- und Todesanzeigen findet man in schwedischen Zeitungen immer wieder Anzeigen zur Namensänderung: Ich heiße nun nicht mehr Gustavsson, sondern Winterblom.
Ein besonders origineller Fall: Gert Bondessons Tochter Nathalie änderte ihren Nachnamen zu „Gertsdotter“, woraufhin dem Vater die Idee kam, dass er dann doch auch „Nathaliespappa“ heißen könne. Der Antrag ging durch und Vater und Tochter tragen nun kreuzweise den Namen des anderen als Nachnamen.
Autorin: Christina – [email protected]