Schweden gilt bis heute als Land der sozialen Gerechtigkeit und der geringen Einkommensunterschiede. Allerdings setzt ein aktueller OECD-Bericht jetzt ein Fragezeichen hinter das Modell des schwedischen Wohlfahrtsstaates. Im Vergleich mit anderen westlichen Industrieländern sind die Einkommensunterschiede in Schweden seit Mitte der 90er Jahre am stärksten gestiegen, so die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Demnach habe sich der Anteil der Haushalte, die weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben, mehr als verdoppelt und liege nun bei 9 Prozent. Demgegenüber stehen die wohlhabenderen Teile der Bevölkerung, die ihre Einkünfte erhöht haben. War Schweden damals noch auf dem 1. Platz der Länder mit den geringsten Einkommensunterschieden, liegt es nun bereits auf dem 14. Platz der OECD-Liste.
Die Gründe werden in Schweden selbst u.a. in der Politik der bürgerlichen Regierung und ihrer so genannten “Arbeitslinie” gesehen. Während Berufstätige seit 2006 Steuererleichterungen genießen und auch gut sozial abgesichert sind, geraten Arbeitslose oder Krankgeschriebene schnell in die finanzielle Schieflagen, weil Sozialleistungen gekürzt worden sind. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf, – mit den daraus folgenden Spannungen haben vor allem die Ballungsräume schon heute zu kämpfen.