Nur einen Steinwurf vom zentralen Gustav-Adolf-Platz entfernt, liegt in Göteborg das Kronhus-Viertel. Hier steht das älteste Haus einer noch relativ jungen Stadt – schließlich ist Göteborg erst 1621 gegründet worden. Und weil die Stadt zu jenen Zeiten vornehmlich der Verteidigung diente, ist es sicher kein Zufall, dass das älteste erhaltene Gebäude militärischer Natur ist: Das Kronhus war einst Zeughaus der Artillerie und stand auf königlichem Grund und Boden.
Groß, klotzig, nüchtern und zweckmäßig stellt das Kronhus einen Kontrast zu den dekorativen Bürgerhäusern dar, die Göteborg ein besonderes Flair geben. Inmitten der lebhaften City, gleich neben Behörden und Bürogebäuden, sieht das alte Zeughaus aus wie ein Überrest aus der Zeitmaschine. Das Gelände mit Kopfsteinpflastern erinnert an eine Mischung aus Kasernen- und Burghof. Eingerahmt von niedrigeren langgestreckten Werksgebäuden – in früheren Zeiten Schmiede, Wagenmacherei und Wachhaus, – verströmt das Ensemble eine einzigartige historische Atmosphäre.
Nach Fertigstellung des Magazins 1654 wurden dort unter anderem militärische Uniformen aber auch Getreide gelagert. Im Erdgeschoss befand sich die Garnisonskirche. Eine echte militärische “Mehrzweck-Halle” sozusagen. Als solche diente das repräsentative Kronhaus auch aus Anlass des Reichstages der schwedischen Stände. 1660 wurde hier etwa der erst vierjährige Erbprinz zum König Karl XI ernannt. Der militärische Bezug blieb noch lang danach erhalten: Bis ins 19. Jahrhundert wurde das Kronhaus vom “Göta Artillerieregiment” genutzt und erst 1929 an die Stadt verkauft.
Heute ist das große Kronhaus Konzerthalle und Heimat des “Göteborg Wind Orchesters”. Die Nebengebäude, 1970 authentisch renoviert und innen ausgebaut, machen als “Kronhusbodarna” von sich reden. Denn hier sind – heute wie vor langer Zeit – Handwerker ansässig, die in kleinen Einzel-Werkstätten arbeiten. Angeschlossene Präsentboutiquen vertreiben die hergestellten Stücke und locken damit vor allem Touristen auf der Suche nach originellen Souvenirs. In den Kronhus-Buden sind heute ein Glasstudio, ein Uhrmacher, eine Töpferei und eine Lederwerkstatt untergebracht. Außerdem ein Shop für Feinschokoladen / Confiserie sowie für handbemalte Kindermöbel. Natürlich darf die Kaffeestuga nicht fehlen! Im Sommer stehen Bistro-Stühle im Hof, von denen man wohl den gemütlichsten Blick auf das alte Zeughaus hat.
Autorin: Katja Singer – [email protected]