Schweden ist groß. Groß und lang. Und Schweden hat viele Tausend Kilometer kleine Straßen und Wege, die häufig (aber nicht immer) fast schon abseits jeder Zivilisation liegen. Gerade deswegen lieben wir Schweden ja so. Wer aber kümmert sich um die Instandhaltung all dieser småvägar und skogsvägar?
Wer sorgt dafür, dass im Winter der Schnee geräumt und im Sommer die Böschung gesenst wird? Dass Schlaglöcher ausgebessert werden? Dass eine Asphaltierung erneuert wird? Dass die Straßengräben instand gehalten werden, so dass das Regen- und Schmelzwasser ablaufen können? Dass im Herbst Schneemarkierungen gesetzt werden?
Tatsächlich sind für einen Großteil dieser Straßen- und Wegenetze nicht der Staat oder die Kommunen zuständig, sondern die Anwohner bzw. besser gesagt, die Verantwortung ist an die Immobilien geknüpft, die in einem so genannten vägsamfällighetsförening organisiert sind. Der bei der Jahresversammlung gewählte Vorstand kümmert sich dann während des laufenden Jahres um alle anfallenden Aufgaben zur Instandhaltung der Wege. Natürlich nicht persönlich, sondern er holt Angebote bei entsprechenden Unternehmen ein und gibt die anfallenden Arbeiten in Auftrag. Dafür erhalten die Vereine Zuschüsse von Staat und Kommune. Reicht das Geld nicht oder sind höhere Ausgaben fällig, z. B. weil eine kleine Straße neu asphaltiert werden muss, werden die Mitglieder der vägsamfällighet unter Umständen zur Kasse gebeten.
Bei guter wirtschaftlicher Situation zahlen viele Vereine ihren Vorstandsmitgliedern ein Honorar, teils zur Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit, teils um Mitglieder der vägsamfällighet für die Mitarbeit zu gewinnen. Die Größe der Vereine reicht von einigen wenigen Immobilien bis zu ca. 1500 wie beispielsweise die vägsamfällighet Österkär nördlich von Stockholm, unter deren Verantwortung 29 km Straßennetz, 7 km Fußgänger- und Fahrradwege, 10 Hektar Grünflächen und 9 Parkplätze fallen. Hier ist es mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit nicht mehr getan, denn die zuständige Vorstandsvorsitzende ist das ganze Jahr über 3 Tage die Woche mit der Verwaltung bzw. Instandhaltung der Anlagen beschäftigt. Die vägsamfällighet hat verschiedene Befugnisse, um in den Verkehr einzugreifen. Sie darf beispielsweise die Straße für Schwerlastverkehr sperren, wenn dieser erhebliche Beschädigungen anrichten könnten. Wenn nach dem Winter allmählich der Boden auftaut sind diese kleinen Wege nämlich besonders anfällig für Schäden. Die vägsamfällighet stellt dann entsprechende Schilder auf und meldet die Sperrung der Verkehrsbehörde (trafikverket). Ihr wundert euch, was Schwerlastverkehr im Wald zu suchen hat? Dann googelt einfach einmal nach timmerbil.
Wer sich für weitere Informationen interessiert, kann sich beim Dachverband Riksförbundet Enskilda Vägar informieren.
Autorin: Angelika – [email protected]