
Sie kündigen den nahenden Frühling in Schweden an, und dieses Jahr wurden bereits am 4. März die ersten Kraniche am Hornborgasjön gesichtet. Nicht umsonst ist der Kranich der Landschaftsvogel von Västergötland.
Ab Mitte März kommen die Kraniche – Grus grus auf Lateinisch – also in immer größeren Scharen aus ihren Überwinterungsquartieren in der spanischen Extremadura, um zu ihren Nistplätzen im Norden Europas zu gelangen. Einen letzten Zwischenstopp legen sie in den Boddengebieten vor Rügen ein. Dort fressen sie sich noch einmal satt bevor sie die etwa 500 km lange Etappe bis zum Hornborgasjön in einen Nonstop-Flug in Angriff nehmen. Dies ist dann der letzte große Rastplatz bevor die Kraniche in ihren Brutgebieten ankommen. Der Hornborgasjö hat eine Größe von etwa 3000 Hektar und liegt im Dreieck Skara – Skövde – Fallköping. Nachdem der See im 19. Jahrhundert der Landgewinnung zum Opfer gefallen war und bis Mitte der 60er Jahre versumpfte, wurde er in den 80ern renaturiert und ist heute ein Naturschutzgebiet. Die Kraniche machten hier immer schon gerne Rast, da auf den umliegenden Feldern Kartoffeln angebaut wurden und sie, wenn sie aus den Überwinterungsgebieten kamen, hier in den übriggebliebenen Kartoffeln reichlich Futter fanden. Heute werden sie mit Getreide gefüttert, um sie auch weiterhin an diesem Ort zu halten. Es ist schon überwältigend, Ende März bis Mitte April zwischen 10.000 und bis zu 15.000 Kraniche beobachten zu können.
Die prächtigen Vögel mit überwiegend grauem Körper haben eine schwarzen Hals und Kopf mit weißen Flecken über den Augen und einem roten “Käppchen”. Auffallend sind ihre buschigen Schwanzfedern. Den See suchen die Kraniche eigentlich nur zum Schlafen auf. Bei Sonnenaufgang beginnt dann das großartige Schauspiel des “Trandansen” – der Tanz der Kraniche. Aufgeregt laufen die Vögel dann im Zickzack oder in Kreisfiguren, schlagen mit den Flügeln und vollführen Luftsprünge, wobei sie laute, Trompeten ähnliche Rufe ausstoßen und auch Steine und Gras in die Luft werfen. Dies Tänze werden auch außerhalb der Paarungszeit ausgeführt und festigen die Paarbeziehung zwischen den Vögeln, die in der Regel eine lebenslange Bindung mit ihrem Partner eingehen.
Ihr Ruf ist ausgesprochen laut und kann weithin gehört werden, auch wenn die Kraniche auf dem Weg nach Norden über den Himmel ziehen oder auf einer Wiese rasten. Wer sich das einmal anhören möchte, kann es hier tun: Kranich-Rufe

Ein guter Platz um die Kraniche zu beobachten ist Bjurum an der Südspitze des Sees, etwa auf halbem Weg zwischen Falköping und Skara an der Straße 184. Es gibt dort ausreichend (kostenpflichtige) Parkplätze und gute Beobachtungsmöglichkeiten auf den weitläufigen umliegenden Wiesen. Keinesfalls sollte man Fernglas und Fotoapparat (am besten Teleobjektiv) vergessen. Es gibt drei Verstecke zur Vogelbeobachtung, es ist aber auch möglich, spezielle Kranich-Beobachtungshütten zu mieten, so kommt man noch näher an die Vögel heran. Diese müssen jedoch vor 4.30 Uhr betreten und dürfen erst nach 21.00 Uhr wieder verlassen werden, Kosten: 800 kr. Fernglas und Teleobjektiv reichen in diesem Fall als Ausrüstung also nicht, den im März/April kann es noch empfindlich kalt werden. Natürlich gibt es noch jede Menge anderer Vögel zu beobachten wie Blesshühner, Möwen oder die sehr schönen Singschwäne.
1986 wurde das Naturum Hornboragsjön eingeweiht. In diesem Informationszentrum erfährt man einiges zur Geschichte des Sees, zum Vogelleben, es gibt Ausstellungen und natürlich – ganz wichtig – ein Café. Gerne kann man aber auch sein selbst mitgebrachtes Picknick an den Bänken und Tischen im Freien verzehren. Wer nach einigen Stunden der Vogelbeobachtung kalte Füße bekommen hat, kann bei einem Spaziergang seine Glieder wieder in Schwung bringen. Rund um den See gibt es verschiedene schöne Wanderwege zwischen 3 km und 8 km Länge.
Hier noch ein paar Links für alle, die jetzt ihre ornithologische Ader entdeckt haben. Auf der Website des Länsstyrelsen wird ab 20. März eine Webkamera geschaltet, so dass man die Vögel auch aus Deutschland beobachten kann.
Wikipedia-Seite zum Hornborgasjön in deutscher Sprache
Fältstation des Hornborgasjön, in schwedischer Sprache
Autorin: Angelika – [email protected]