Ein einziger Pfifferling reichte vor einigen Jahren aus, um mich mit der akuten Funghi sammleritis zu infizieren, einer Krankheit, die anscheinend unheilbar ist und einen schweren Verlauf nehmen kann. Um schlimmere Komplikationen (wahlloses Sammeln von unbekannten Sporenbildnern) zu vermeiden, begab ich mich auf die Suche nach einem Pilze-Ratgeber – im Hinterkopf den Ratschlag meiner Schwägerin: gute Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln, Größenverhältnisse und Färbung müssen deutlich erkennbar sein – und wurde bei Ica Maxi fündig, wo mir „Lilla Svampboken“ von Pelle Holmberg und Hans Marklund (Prisma-Verlag) in die Hände fiel. Das querformatige Büchlein mit 125 Seiten sprach mich aufgrund der wirklich schönen und aussagekräfigen Fotos sofort an. Bei dem Preis von unter 100 Kronen überlegte ich nicht lange. Und es erwies sich als echter Glücksgriff.
Aufbau von Lilla Svampboken
Das Büchlein zeigt, mit Außnahme von einigen wichtigen Giftpilzen, nur Speisepilze. Die Zielgruppe sind also alle kulinarischen Pilzesucher, nicht die Botaniker unter uns.
Im vorderen Deckel sind die Symbole erklärt, mit Hilfe derer die Pilze in Anfängerspeisepilz; Anfängerspeisepilz, der nicht mit giftigen Pilzen verwechselt werden kann; Speisepilz, der mit giftigen Pilzen verwechselt werden kann usw. kategorisiert sind. Es folgen einige allgemeine Information z. B. zum Aufbau und den Inhaltsstoffen, Ratschläge zum Sammeln, Reinigen und zur Zubereitung von Pilzen und zum Aufbau des Buches. Danach folgen die Pilze, soweit sinnvoll sortiert nach Gattungen (z. B. Dickröhrlinge, Raufußröhrlinge, Täublinge, Milchlinge).
Für jede Pilzart ist eine Doppelseite vorgesehen. Links findet man eine im Studio fotographierte Aufnahme mehrerer Pilze der betreffenden Art aus verschiedenen Blickwinkeln sowie ein in der freien Natur aufgenommenes Foto. Im Textteil werden die typischen Merkmale des Pilzes beschrieben, wo er zu finden ist (geographisch und topographisch) und wie er zubereitet bzw. haltbar gemacht werden kann. Schließlich folgt ein Abschnitt zu Verwechslungspilzen, häufig auch mit einer Abbildung. Ungiftige Verwechslungspilze sind dabei mit einem gelben Viereck gekennzeichnet, giftige mit einem roten und tödlich giftige mit einem roten Viereck mit weißem Kreuz. Auf diese Weise kann man sehr leicht selber entscheiden, ob man von bestimmten Pilzen generell die Finger lassen möchte, insbesondere, wenn man Anfänger ist.
Giftige Pilze
Es werden 54 Speisepilze vorgestellt, danach folgen die drei wichtigsten, weil im schlimmsten Fall tödlichen Giftpilze: spitzhütiger Knollenblätterpilz, grüner Knollenblätterpilz, spitzgebuckelter Rauhkopf (laut Wikipedia ist bei letzterem mit einer besonders langsamen und qualvollen Vergiftung zu rechnen, die häufig in einem tödlichen Nierenversagen endet, wobei die Symptome mitunter erst nach Tagen bis zu 2 Wochen auftreten). Es werden allgemeine Vergiftungssymptome und Ratschläge im Falle des Verdachts einer Vergiftung gegeben. Auch wird darauf hingewiesen, dass es sich bei Übelkeit nach einer Pilzmahlzeit nicht unbedingt um eine Pilzvergiftung handeln muss. Möglicherweise hat man sich einfach mit alten/gammeligen Pilzen den Magen verdorben.
Pilze und Radioaktivität
Sehr interessant fand ich den Abschnitt über radioaktives Cäsium in Pilzen, denn einige Regionen in Schweden waren nach der Reaktorkatastophe von Tschernobyl von radioaktiven Niederschlägen betroffen (ich war schon ausgesprochen erleichtert zu lesen, dass Småland nicht dazu gehörte). Man erhält einige Tipps, wie man durch Abkochen die Radioaktivität mindern kann. Außerdem hat man festgestellt, dass die höchste Radioaktivität im sporenbildenden Teil des Pilzes (also Röhren, Lamellen oder Stoppeln) auftritt. Wenn man wegen einer möglichen Radioaktivität besorgt ist, kann man sie durch Entfernung dieser Teile erheblich reduzieren.
Das Büchlein ist zwar in schwedischer Sprache, aber wer halbwegs brauchbare Schwedisch-Kenntnisse besitzt, sich für das Thema interessiert und bereit ist, auch mal im Wörterbuch nachzuschlagen, wird sicher gut damit zurecht kommen. Ich habe mir im Übrigen anhand der botanischen Bezeichnungen von vielen Pilzen/Gattungen die jeweilige deutsche Bezeichnung ergoogelt.
Alles in allem war Lilla Svampboken für mich eine kleine, aber lohnenswerte Anschaffung. Ich habe viele neue Speisepilze kennengelernt und gleichzeitig meine Schwedisch-Kenntnisse in dieser Thematik vertieft, so dass ich nun mit den schwedischen Nachbarn nicht nur über kantareller fachsimpeln kann.
Autorin: Angelika Schulze – [email protected]