Nun soll das Werk „Fröken Julie“ vorgestellt werden. Diese Tragödie wurde 1888 verfasst. Ein knappes Jahr später gab es die Uhraufführung in Kopenhagen. In der Rolle der Fräulein Julie schlüpfte Strindbergs Frau Siri von Essen. Es folgten weitere Aufführungen in Deutschland, Frankreich und 1906 dann auch in Schweden. Bis heute wurde dieses Stück einige Male verfilmt, so unter anderem 1999 von Mike Figgis.
Die Hauptpersonen dieser Tragödie sind die junge, hochadelige Fräulein Julie und ihren Diener Jean. Julie lebt von Gegensätzen. Sie genießt ihre hohe Position, dennoch will sie aber den gesellschaftlichen Pflichten nicht in allen Maßen nachkommen. Ihr ist langweilig und Julie will etwas Neues erleben. Weiterhin verabscheut sie die Männer, will aber auch ihrer Lust nachgeben. Jean, der dem niederen Adel entstammt, träumt von einem eigenen Hotel, Geld, Ruhm und Ansehen.
Beim Mittsommerfest der Hausangestellten von 1894 vergisst die stolze Julie erneut ihre gesellschaftlichen Pflichten und tanzt fröhlich und ausgelassen mit ihren Untergebenen. Der Diener Jean, der so gut wie mit der Köchin Kristin verlobt ist, wird von der spielerischen Art und Weise Julies immer mehr in seinem Bann gezogen. Als Kind war er bereits in Julie verliebt gewesen, weiß jedoch um die Klassenunterschiede und die Problematik, die sich daraus ergibt. Allerdings würde eine Liaison, seinen beruflichen Traum vorantreiben. Schlussendlich nimmt Jean die angeheiterte Julie mit auf sein Zimmer.
Nach diesem lustvollen Abenteuer folgt die Ernüchterung. Die Klassenunterschiede lassen sich in diesem Haus unmöglich überwinden, somit werden Fluchtpläne geschmiedet, um sie dann wieder zu verwerfen. Die Stimmung ist gereizt und artet zum Streit aus. Jean erkennt, dass Julie keine gute Wahl ist. Sie kann ihn nicht zum Grafen machen, ihn also in der Gesellschaft höher stellen, da sie sich mit jemanden unter ihrem Stand eingelassen hat und somit ihr Ansehen, innerhalb der Gesellschaft, gesunken ist. Julie entdeckt, dass ihre Angestellten niemals ein freundschaftliches Verhältnis zu ihr entwickeln können, denn Julie ist die Herrin und alles was die Herrin sagt ist Gesetz. Der Höhepunkt dieser Eskalation ist, als Jean der schönen Julie ein Rasiermesser in die Hand drückt. Daraufhin verlässt das Fräulein die Szenerie, um sich umzubringen.
Der Klassenkampf des 19. Jahrhunderts, Liebe, Lust und der Disput der Geschlechter sind in diesem Trauerspiel vereint und lassen dieses Werk zu einem Meisterwerk werden.
Autor(in): Sandra Benthien – [email protected]