Nur wenige der rund 100.000 Fahrgäste, die täglich die Berliner U-Bahn benutzen, wissen, dass ein Schwede maßgeblich an deren Entstehung und Gestaltung beteiligt war. Der schwedische Architekt Alfred Grenander hatte mit seinen Ideen rund 30 Jahre lang entscheidenden Einfluss auf das Erscheinungsbild der Berliner U-Bahn.
Alfred Grenander wurde am 26. Juni 1863 in Skövde geboren und studierte Architektur in Stockholm und Berlin. Er arbeitete unter anderem in den Architekturbüros berühmter Berliner Architekten wie Alfred Messel oder Paul Wallot und gründete schließlich mit seinem Schwager ein eigenes Architekturbüro, Spalding und Grenander. Außerdem war er als Lehrbeauftragter für Architektur an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin tätig.
Im Jahr der Eröffnung der Berliner U-Bahn, 1902, wird Grenander bei der Hochbahngesellschaft als Architekt tätig. Bis zu seinem Tod im Jahre 1931 gestaltete er rund 70 Bahnhöfe der Hoch- und Untergrundbahn. Viele von ihnen sind noch heute im Originalzustand erhalten. Grenanders anfängliche Entwürfe sind noch stark vom Ideal des Jugendstils geprägt, mit floralen und ornamentalen Elementen, wie die U-Bahnhöfe Klosterstraße oder Deutsche Oper. Später, nach dem Ende des ersten Weltkriegs und dem aufkommenden Ideal der Neuen Sachlichkeit, zeugen auch Grenanders Entwürfe von einem deutlich funktionaleren Stil. So entwickelte er ein Kennfarbensystem, bei dem jeder U-Bahnhof in einer anderen Farbe gestaltet war. Die farbigen Wandfliesen und teilweise sichtbaren Stahlstützen sind charakteristisch für die Berliner U-Bahn und unterschieden sie zum Beispiel von der Pariser Metro mit ihren durchgehend weißen Kacheln.
Grenander war jedoch nicht nur für die Ausgestaltung der U-Bahnhöfe verantwortlich, sondern er entwarf auch Fabrikgebäude, Brücken und Villen. Der imposante Bahnhofsbau am Wittenbergplatz, unweit des KaDeWe und Ku’damms gilt als Grenanders Hauptwerk. Aber auch die Gestaltung der Umsteigebahnhöfe Hermannplatz und Alexanderplatz, bei der er überzeugende Lösungen für die Kreuzung mehrerer Linien auf verschiedenen Ebenen fand, beweisen sein hohes planerisches Können.
Eine Sonderausstellung im Deutschen Technikmuseum 2006/07 rückte das Schaffen Grenanders stärker ins Licht der Öffentlichkeit. Würdigung erhielt der Architekt 2009 mit der Benennung des Platzes vor dem von ihm gestalteten U-Bahnhof Krumme Lanke in Alfred-Grenander-Platz.
Wer mehr über die Berliner Untergrundbahn erfahren will, dem sei das Berliner U-Bahnarchiv: http://www.u-bahn-archiv.de mit einer Fülle an historischen Aufnahmen und Dokumenten sowie zahlreichen interessanten Fakten empfohlen. Zu Grenanders Werk sind in den letzten Jahren mehrere Bücher erschienen.
Autorin: Caroline – [email protected]