Ich habe viele schwedische Freunde und ich bin mir natürlich auch sicher, dass ich gemocht werde. Weil ich bin wie ich bin. Aber ich musste trotzdem immer wieder erfahren, dass man meiner Nationalität gegenüber skeptisch ist. Das ist das “Große-Nachbar”- oder “Mächtigere Nation”-Syndrom habe ich immer gedacht. Ähnlich geht es vielen von uns ja mit der Übermacht und Allgegenwärtigkeit der Amerikaner. Aber ich habe mich getäuscht. Deutschland scheint für die Schweden tatsächlich eine total unbeliebtes Land mit unbeliebten Einheimischen sein. Ohne rassistisch oder gemein klingen zu wollen, könnte man das wohl mit einer Mischung aus Türken und Polen beschreiben. Unsere Landsleute sind genauso “gut” angesehen, wie die Türken bei uns, und unser schönes Deutschland ist für sie als Urlaubsregion etwa so interessant, wie Polen für die meisten Deutschen.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, da war es Deutschland, das Schweden prägte. Ob Kunst, ob Wirtschaft, ob Architektur oder auch Mode: Deutschland gab den Ton an und der Schwede, der etwas auf sich hielt, passte sich dem an.
Was war also passiert? Man kann es sich vielleicht schon denken – und auch, wenn das Thema langsam nervt – ja, es war der Weltkrieg. Man weiß auch in Schweden, dass sie selbst nicht unbedingt Unschuldsengel waren, und die meisten werden sicher so vernünftig sein, um einzusehen, dass das Vergangenheit ist, für die die heutige Generation nichts mehr kann. Aber nachdem Deutschland seine Macht verloren – und Amerika die Zügel in die Hand genommen hat, hat Deutschland sein Ansehen bei den meisten Nachbarstaaten, eben auch in Schweden, verloren.
In der Schule lernt kaum noch jemand Deutsch. Fragt man die jungen Schweden, ob sie einem etwas über Deutschland erzählen können, dann werden viele maximal zwei Dinge drauf haben: Hitler zu imitieren und einen Song von Rammstein zu singen. Wie Focus Online in diesem Artikel berichtet, geht diese “Feinlichkeit” sogar so weit, dass der schwedische Eletromarkt “Siba” diese 2006 zu Werbezwecken nutzte. “Es gibt viele Gründe während der WM nicht nach Deutschland zu reisen” heißt es in einem Slogan für einen Flachbildfernseher. Originell, ja. Aber trotzdem traurig!
Ich werde in den nächsten Tagen und Wochen Interviews mit einigen Schweden führen und herausfinden, wie sie im einzelnen denken und was Deutschland machen kann, um sein Image wieder aufzupolieren. Das ist das dann zwar nicht repräsentativ für das ganze Volk (so wie dieser Artikel natürlich nicht pauschal für den Einzelnen gilt), aber ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam einige spannende Punkte aufdecken werden.
Autorin: Nicole Schmidt – [email protected]