Die Einführung des Betreuungsgeldes wird in Deutschland heiß diskutiert. Künftig sollen Eltern, die ihre Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren nicht in einer Einrichtung betreuen lassen, eine monatliche Unterstützung von zunächst 100 Euro erhalten. Später soll dieser Betrag auf 150 Euro erhöht werden. Die parlamentarischen Beratungen darüber sind aber noch nicht abgeschlossen. Die Meinungen zum Betreuungsgeld, das oft auch abwertend als „Herdprämie“ bezeichnet wird, gehen weit auseinander. Für die einen ist es gerecht, Eltern zu unterstützen, die sich für die Erziehung zu Hause entscheiden. Andere befürchten, dass das Geld als zusätzliches Einkommen in die Haushaltskasse fließt und nicht unbedingt den Kindern zugute kommt. In Finnland, Norwegen und Schweden gibt es das Betreuungsgeld bereits seit teilweise mehreren Jahren. Doch in Schweden wird es kaum in Anspruch genommen.
Erstmals eingeführt wurde das schwedische Betreuungsgeld („vårdnadsbidrag“) 1994 in der von Carl Bildt geführten Minderheitsregierung. Nach dem Machtwechsel im selben Jahr wurde die Idee jedoch nicht weiterverfolgt. Erst Mitte 2008 schuf die schwedische Regierung erneut die Möglichkeit, dass die Kommunen ein Betreuungsgeld einführen können. Kinder zwischen ein und drei Jahren, die zu Hause erzogen werden, können bis zu 3.000 Kronen monatlich steuerfrei erhalten. Dieser Betrag ist also deutlich höher als der in Deutschland diskutierte Betreuungsbetrag.
Ende 2011 erhielten 1,9 Prozent aller schwedischen Kinder zwischen eins und drei den vårdnadsbidrag. Schaut man sich nur die Kommunen an, die den Beitrag überhaupt eingeführt haben, steigt die Zahl der Kinder immerhin auf 3,7 Prozent. Doch nur rund die Hälfte der schwedischen Kommunen bietet das Betreuungsgeld an, darunter die Städte Stockholm und Uppsala. In der Mitte und im Norden Schwedens wird es fast gar nicht angeboten, im Süden fast flächendeckend. Ausnahmen sind dort Malmö und Göteborg, die diese Form der Unterstützung nicht eingeführt haben. Hierbei spielen auch politische Gründe eine Rolle: Wie in Deutschland wird das Betreuungsgeld von bürgerlichen Parteien unterstützt, von Sozialdemokraten, Linken und teilweise den Grünen aber abgelehnt.
In den einzelnen Gemeinden ist der Anteil der Eltern, die das Betreuungsgeld beantragen, sehr unterschiedlich und liegt zwischen einem und mehr als 40 Prozent. Spitzenreiter 2011 war die småländische Gemeinde Makaryd: 48 Prozent aller berechtigten Kinder bezogen das Betreuungsgeld. Dies berichtet das Statistiska Centralbyrå im Bericht „Nyttjande av kommunalt vårdnadsbidrag. Statistik för perioderna 1 juli 2011 – 31 december 2011, samt helår 2010“.
Überdurchschnittlich oft wird der Antrag landesweit von Alleinerziehenden und Familien mit Migrationshintergrund beantragt. In Södertälje wird das Betreuungsgeld zum 1. Januar 2013 auch aus diesen Gründen wieder abgeschafft. Aus Sicht der Kommunalverwaltung hat sich der vårnadsbidrag hier als Armutsfalle insbesondere für alleinerziehende Frauen erwiesen. Zudem wolle man Familien mit Migrationshintergrund davon überzeugen, ihre Kinder in Kindergärten betreuen zu lassen. Diese Familien beziehen das Betreuungsgeld überdurchschnittlich häufig. Auf Gotland gab es das Geld ebenfalls nur zwei Jahre lang: 2009 und 2010. Insgesamt haben 5 Kommunen die Zahlung des Betreuungsgeldes mittlerweile wieder eingestellt.
Autor(in): Christoph- [email protected]