Nach außen
Schweden gelang es durch Verhandlungen mit den beiden großen Kriegsmächten Großbritannien und Deutschland, die schwedischen Im- und Exporte auf dem Niveau des Jahres 1938 festzuschreiben. Im sogenannten ‚Winterkrieg’ zwischen der Sowjetunion und Finnland vom Herbst 1939 bis März 1940 erklärte sich Schweden allerdings nicht als neutral, sondern lediglich als ‚nicht kriegsführend’ – völkerrechtlich ein wichtiger Unterschied.
Schweden stand Finnland zwar nicht direkt bei, unterstützte es aber umfangreich und vermittelte beim Friedensschluss. Bitten der Engländer und Franzosen, die ihre Truppen durch das Eisenerzrevier Norrbottens nach Finnland marschieren lassen wollten, schlug Schweden ab. Diese Haltung wurde in der britischen und französischen Presse scharf verurteilt. Schweden hatte dabei aber neben Sorgen um seine Neutralität und der Angst vor Deutschland – wohl nicht ganz zu Unrecht – die Befürchtung, dass die Westmächte sich der Erzgruben im Norden des Landes bemächtigen wollten.
In erster Linie in der Zeit vom April 1940, als Deutschland in Dänemark und Norwegen einfiel, bis zum Frühjahr 1943, als deutsche und verbündete Truppen an der Wolga unterlagen, war Schweden zu zum Teil großen Zugeständnissen an Hitler gezwungen. Diese reichten von wirtschaftlichen, über logistische und politische bis hin zu militärischen. Für besonders heftige Debatten und Unmut unter der schwedischen Bevölkerung sorgten deutsche Transite von zum Teil auch Kriegsmaterial und Kampftruppen durch Schweden.
Weil Schweden unter allen Umständen seine Souveränität wahren und vermeiden wollte Hitler zu provozieren, wurde nicht nur Norwegens Bitte um Truppenhilfe und Kriegsmaterial abgelehnt, sondern sogar die schwedische Presse zensiert. Mit der deutschen Besetzung Dänemarks und Norwegens geriet Schweden in eine noch größere wirtschaftliche Abhängigkeit von Deutschland.
Als sich im Frühjahr 1943 schließlich die Anzeichen für eine deutsche Niederlage mehrten, kam es zu stärkerem Widerstand gegen die deutschen Transitforderungen und im August selbigen Jahres zu einem Stopp. Die Zugeständnisse wurden allmählich abgebaut und auf dringende alliierte Forderungen hin wurde ab 1943 auch der Export nach Deutschland in zunehmendem Maße eingeschränkt. In der Endphase des Krieges zeigte sich Schweden den Alliierten gegenüber im Großen und Ganzen in jedem Wunsch entgegenkommend und war gewissermaßen als ein Nicht-Kriegführender auf der Seite der Westmächte zu betrachten.
Auf humanitärem Gebiet leistete das neutrale Schweden im Zweiten Weltkrieg wichtige Arbeit. So kam es mehrfach zu einem über Göteborg abgewickelten Austausch von Kriegsgefangenen, zur Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Baltikum und den anderen skandinavischen Ländern sowie zur Rettung von etwa 7.500 dänischen Juden im September 1943. Außerdem konnten im Februar 1945 nach Verhandlungen Graf Folke Bernadottes, dem Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, mit Himmler etwa 19.000 Menschen, darunter auch Franzosen und Juden, aus deutschen Konzentrationslagern gerettet werden.
Daneben bildete Schweden ab dem Frühjahr 1943 Flüchtlinge aus Dänemark und Norwegen polizeilich oder militärisch aus und unterstützte Dänemark militärisch. Schweden vermittelte im September 1944 auch den neuerlichen Frieden Finnlands mit der Sowjetunion.
Im Innern – Beredskapstiden
Im Innern war die Zeit des Zweiten Weltkrieges eine Zeit der Bereitschaft (deshalb auch ‚beredskapstiden’). Man bereitete sich auf eine deutsche Invasion vor, rüstete auf und stockte sein Truppenkontingent bis Kriegsende auf 500.000 Soldaten auf. In den Kriegsjahren wurden alle waffenfähigen Männer zum militärischen Bereitschaftsdienst eingezogen. Darunter wurde ein Wachdienst an den Grenzen des Landes verstanden – und zwar von Schonen im Süden bis hoch an die finnische Grenze im Norden. Dies geschah häufig unter längeren und sich wiederholenden Zeiträumen, sechs Monate in einer Zeltunterkunft irgendwo in einem Wald in Värmland waren nichts Außergewöhnliches. An der ‚Heimatfront’ bestritten die ‚Bereitschaftswitwen’ ihren Unterhalt mit staatlicher Unterstützung und die Briefe an ihre sich im Einsatz befindlichen Männer wurden an eine Feldpostnummer an einen geheimen Ort ‚irgendwo in Schweden’ geschickt.
Der Geist der Bereitschaft wurde von Filmen wie ‚Rid i natt!’ (1942) nach einem Roman Vilhelm Mobergs, von forschen Marschliedern und Schlagern unterstützt, z.B. vom Lied ‚Min soldat’ von Ulla Billqvist.
Die Fernsehserie ‚Någonstans i Sverige’ (Irgendwo in Schweden), die 1973 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde, vermittelt ein recht gutes Bild der schwedischen Bereitschaftszeit. An die Bereitschaftszeit zu erinnern hat sich die ‚Föreningen Beredskapstid 1939–1945’ auf ihre Fahnen geschrieben. Im Beredskapsmuseet in einer unterirdischen Verteidigungsanlage in der Nähe von Helsingborg kann man sich ebenfalls über diese Zeit informieren.
Weiterführende Links: