Der Göta-Kanal ist als schwedisches Jahrhundert-Bauwerk ausgezeichnet worden und mit Recht, wenn man sich den wunderschönen Wasserweg mit all den besonderen Schleusen und Brücken ansieht und sich die Strapazen des Bauens vorstellt.
Wir haben das Glück, direkt am Kanal zu wohnen und ein Spaziergang entlang der Wasserstraße ist zu jeder Jahreszeit wunderschön. Ein Biberbau ist zu sehen und entlang des Weges wachsen so viele Kräuter und Blumen, wie ich sie in dieser Vielzahl noch nirgendwo gesehen habe. Auch wenn der Kanal, sowie die Schleusen, Brücken und der Weg entlang des Kanals sehr gepflegt werden, bleibt das Naturerlebnis erhalten.
Natürlich sind ab Mitte Mai bis August sehr viele Urlauber hier, die per Boot, Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind. Aber auch die jährlich ca. 3,5 Millionen Besucher nehmen der Wasserstraße nicht den Charme, denn Schweden-Urlauber sind ruhige und Natur-liebende Menschen. Man kommt schnell ins Gespräch, wenn man möchte, und ein „Hej“ ist selbstverständlich.
Der erste Spatenstich für den Bau des Göta-Kanals wurde am Donnerstag, den 24. Mai 1810 in Motala getan. Geplant war solch ein Kanal schon sehr lange, viele Jahrhunderte bevor es wirklich mit dem Bau anfangen konnte, plante man bereits solch einen Wasserweg. Einmal, um schneller von Stockholm an der Ostsee durch das Land bis Göteborg im Westen zu gelangen und dann weiter in den Kattegatt und in den Atlantik. Ein weiterer Grund, der die Schweden lange ärgerte, war dass der Weg über Dänemark sehr viele Steuern kostete, die man den Dänen natürlich nicht gönnte.
22 Jahre wurde gebaut. 58.000 Mann gruben mit Eisen-beschlagenen Holzspaten den Kanal. Der Aushub wurde mit Holz-Schubkarren abgefahren. Eine harte Arbeit. Sie wurde aber gut bezahlt. Deshalb kehrten viele ehemalige Kriegsgefangene aus Russland, die hier geblieben waren, gerne jedes Frühjahr zum Arbeiten zurück. Hauptsächlich waren aber Soldaten für den Kanalbau eingesetzt. Im Winter ruhte die Arbeit und es wurde vom 1. Mai bis Ende Oktober 12 Stunden am Tag geschuftet. Die Unterkünfte und die Verpflegung waren für damalige Verhältnisse sehr gut. Und außerdem gab es wöchentlich einen Liter „Brännvin“ (Schnaps) zusätzlich als Entlohnung. Das half über so manchen Schmerz hinweg….
In Mem fand am 26. September 1832 die feierliche Eröffnung statt, die unter dem Motto „die Vereinigung des Meeres“ stand. Der Bau wurde 3x teurer als geplant und verschlang 8,9 Millionen Riksdaler.
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzte die schnellere Eisenbahn teilweise die Schiffe und es wurde ruhiger auf dem Göta-Kanal. Aber bis 1960 waren Gütertransporte auf dem Kanal noch üblich. In Töreboda wurde der Bahnhof direkt am Kanal gebaut, um diese beiden Transportmöglichkeiten der Güter zu verbinden. Die Freizeitboote übernahmen in den 80er Jahren dann aber das Bild. Eine wunderschöne Reise kann man mit den historischen Touristenbooten unternehmen: „Juno“ (gebaut 1874), mit der „M/S Wilhelm Tahm (1912) oder der „M/S Diana (1931).
Der Göta-Kanal ist 190 km lang, wovon aber 102 km Seen sind, also 87 km tatsächlicher Kanal. Er hat 58 Schleusen, 50 Brücken und 20 Häfen. Er wird in Schweden scherzhaft als „Scheidungskanal“ bezeichnet. Wenn man all diese unterschiedlichen 58 Schleusen, oft sehr dicht hintereinander (z.B. in Berg ), mit dem Boot als Paar gemeistert hat, ohne von Scheidung zu sprechen, dann ist die Partnerschaft sehr stabil. Man sagt auch, dass man diese Tour als „Prüfung“ vor der Eheschließung meistern sollte…
Für Boote ist der Kanal vom 1. Mai bis zum 27. September geöffnet. Man kann im Göta-Kanal baden, angeln, in den vielen Restaurants und Cafés am Rand des Wassers herrlich essen, viele Orte auf dem Weg besuchen und Freunde finden. Aber auch zu Fuß oder mit dem Rad kann man den Kanal bereisen.
Die Reise kann in Mem beginnen. Über den Roxen bis Berg außerhalb Linköpings. Hier sind die berühmten 11 Schleusen, die einen Höhenunterschied von 29 m bewältigen. Ein sehr schönes Besuchsziel auch für Tagestouristen, mit vielen Cafés und Ruheplätzen. Weiter geht es durch den Boren bis Motala am Vättern. Auf der anderen Seite des Vättern weiter über Karlsborg, den Vikensee nach Töreboda. Dann Hajstorp bis Sjötorp am Vänern, wo der Göta-Kanal endet. Man kann aber mit dem Boot weiter über Schwedens größten See, dem Vänern, in den Trollhättekanal und dann in den Götaälv bis nach Göteborg schippern.
Vielleicht sehen wir uns ja dieses Jahr am Göta-Kanal und begrüßen uns mit einem „Hej“ – würde mich sehr freuen!
Autorin: Katrin – [email protected]