Das Rentier und die Samen gehören irgendwie zusammen. Denkt man an ein Rentier, denkt man wohl als erstes an den Weihnachtsmann, der zusammen mit seinem Rentier Rudolf an Weihnachten die Geschenke bringt. Aber an zweiter Stelle denkt man dann an Lappland und die Samen, die zusammen mit den Rentieren Lappland bevölkern. Friedlich grasende Rentiere in den Weiten Lapplands ist das Bild, das man von der nordischen Wildnis vor Augen hat.
Das Rentier gehört zu der Familie der Hirsche und lebt in den Tundren und Taigas in den nördlichen Regionen von Europa, Asien und Amerika, wobei man die amerikanische Variante Karibu (Englisch: caribou) nennt. Die russische Bezeichnung für das Ren heißt auf Deutsch „Nordhirsch“. Es zählt zu den am weitesten nördlich lebenden größeren Säugetieren. Das Ren ist die einzige Hirschart, bei der auch das Weibchen ein Geweih trägt. Rentiere haben ein langes, dichtes Fell von dunkel-graubrauner bis hellbrauner Farbe, gelegentlich kommen auch ganz helle, sogar weiße Rentiere vor, wobei die Farbe zwischen Winter und Sommer wechselt. Im arktischen Kanada leben die Peary-Karibus, die das ganze Jahr ein weißes Fell tragen. Das dichte Fell schützt die Tiere vor der arktischen Kälte. Von diesem Kälteschutz machen die Menschen, die mit den Rentieren leben, gerne Gebrauch und verwenden das Fell als Decken oder verarbeiten es zu Kleidungsstücken. Auch wenn sie durch ihr Fell auf ein Leben in der Kälte eingestellt sind, so unternehmen die Tier doch größere Wanderungen, um in den Wintermonaten in wärmere Gefilde zu gelangen. Im Sommer zieht es sie dann wieder in die nördlichen Landesteile, um so den lästigen Mücken zu entkommen. Sie ernähren sich von allen Arten von Pflanzen, im Winter jedoch müssen sie sich auf Rentierflechte, Moose und Pilze beschränken.
Zurück zu den Rentieren Skandinaviens. Früher lebten die Tiere hier noch wild und wurden von den Samen gejagt. Diese haben die Rentiere später domestiziert und gezüchtet. Heute sind alle Rentiere, die man in Lappland zu sehen bekommen, im Besitz der Samen, mit Ausnahme ein paar heute noch wild lebender Tiere auf der Hardangervidda in Norwegen. Bis zum 17. Jahrhundert haben die Samen die Rentiere vor allem als Zug- und Lasttiere genutzt. Erst später begannen, sie extensiv die Rentierzucht zu betreiben. Ihre Herden weiden auf riesigen Flächen und verteilen sich weit über das Land. Nur durch eine Markierung im Ohr können die Samen ihre Tiere identifizieren. Die Menschen folgen ihren Tieren bei der Wanderung. Zu bestimmten Zeiten werden die Tiere zusammengetrieben, um einzelne Tiere zu schlachten und die Kälber zu markieren. Früher geschah das alles zu Fuß, heute nutzen die Samen Motorschlitten, Motorräder oder auch Hubschrauber.
Nur 15 % der Sami leben heute noch von der Rentierzucht, aber es ist noch ein großer Teil der Sami in Lappland mit der Rentierwirtschaft verbunden. Um allein von der Rentierzucht leben zu können, muss eine Familie heute über mindestens 400 Rentiere verfügen. Aus wirtschaftlichen Gründen wird es für die Sami immer wichtiger, immer größere Bestände an Rentieren zu halten. Im Ganzen leben heute mehr als 500 000 Rentiere in ganz Lappland. Aber man sollte nie einen Samen nach der Anzahl seiner Rentiere fragen, das wäre so, als würde man ihn nach seinem Einkommen fragen.
Je nachdem, wie sehr die Tiere an den Menschen gewohnt sind, sind sie mehr oder weniger scheu. Leicht lassen sich die halbwilden Rentiere durch Geräusche oder schnelle Bewegungen aufscheuchen. Gezähmte Tiere dagegen sind für die Menschen zugänglich. Sie lassen sich z.B. vor einen Schlitten spannen. Touristen in Lappland können im Winter die Erfahrung einer solchen Rentierschlittenfahrt machen und die Tiere auch streicheln und füttern.
Autor(in): Heide – [email protected]