Es begann mit Kuchen, Abendrestauration und dem ein oder anderen stärkeren Getränk und zeitgemäßer Salonmusik in Berns salon. Stockholms „bessere Gesellschaft“ gab sich im Salon Genuss und Müßiggang hin – Inspiration für einen noch unbekannten Schriftsteller. Aus dem Salon wurde(n) Berns Salonger. Manch Verfechter von Sitte und Moral mag auf das Versinken des Etablissements im Morast, auf dem es gebaut war, gehofft haben. Stelzen verhinderten dieses Schicksal. Stattdessen wurde der Vergnügungstempel zu einer Institution Stockholms. In diesem Jahr feiert Berns salonger 150-jähriges Bestehen.
Nicht weit von Nationalmuseum, Königlicher Oper und Stockholmer Schloss, im Stadtteil Norrmalm befindet sich Berns Salonger. Ein von Johan Fredrik Åbom entworfenes Bauwerk im historistischen Stil, direkt am Berzelii Park. Zu den späteren Gestaltern des Gebäudes gehörte auch Architekt Gustaf Wickman, der maßgeblich Kiruna gestaltete. Doch sind es weniger die Architekten, denen Berns salonger seinen Ruf verdankt.
Zu gewagt für die Mitte der Stadt
Erbauen ließ den Salon der deutschstämmige Konditor Heinrich Robert Berns. Am 1. August 1863 öffnete Berns salon, prunkvoll eingerichtet, seine Pforten. Auf schwammigen Untergrund – wenige Jahrzehnte zuvor war das Land noch von der Nybroviken geflutet – am Rande des damaligen Stockholms. Die Stadtväter sahen das Konzept Berns wohl eher kritisch. Berns Publikum erlebte 1866 die Premiere des Cancans in Schweden.
Der Salon wurde Treffpunkt des wohlhabenden Bürgertums, der Genusssüchtigen, der Freunde des leichten Lebens, der Junggesellen. Darunter ein junger Schriftsteller, der Absinth trank und dem bunten Treiben und seinen, dem süßen Leben zugewandten Zeitgenossen in Berns salon ein – wenig vorteilhaftes – Denkmal setzte: Mit „Das rote Zimmer“ erlebte August Strindberg 1879 seinen literarischen Durchbruch.
Die Nachfahren Robert Berns bauten um, erweiterten, richteten noch verschwenderischer ein. Unter kristallinen Lüstern, Fresken, von der Galerie aus, in einem Ambiente aus Gold und Spiegeln frönten die Gäste Varieté und Revuen. Berns salonger entwickelte sich – mit wirtschaftlichen auf und ab – über die Jahrzehnte zu einer der ersten Adressen, wenn es um Essen, Kultur, Unterhaltung, Kunst, Mode und Übernachten geht. Zu einer „Insel des Behagens und der materiellen Genüsse“, wie es Alice Ekert-Rotholz in ihrem Roman „Mohn in den Bergen“ (Hoffmann und Campe, Hamburg, 1961) schrieb.
Führung durch 150 Jahre
Heute ist Berns salonger ein komplexer Unterhaltungs-, Hotel-, Restaurant- und Nachtclubbetrieb, kurz „Berns“ genannt – nach wie vor nicht für jeden Geldbeutel. Im Jubiläumsjahr bietet sich jedoch die Gelegenheit hineinzuschnuppern, in Kulisse für Strindbergs Röda rommet, in die Zeit der Belle Epoque, in die prachtvollen Räumlichkeiten, in denen die Großen ihrer Zeit auftraten und auftreten. Einst hießen sie Josephine Baker, Marlene Dietrich und Louis Armstrong. Heute sind es Lily Allen und Rihanna oder Miss Li. „Bringing The World To Stockholm“ und das seit 1863 hat sich das Berns auf die Fahnen geschrieben.
Am 1. August dieses Jahres, auf den Tag 150 Jahre nach der Eröffnung des Genuss- und Amüsiertempels lädt Berns zum Tag der offenen Tür.
Das ganze Angebot von Hotel, Restaurants, Bars, Nachtclub und zum Jubiläum von Bewrns salonger gibt es unter www.berns.se.
Autor(in): Mathias Grohmann – [email protected]