

Wer schon einmal durch Schwedens ländliche Gegenden gefahren ist, dem sind sie bestimmt aufgefallen: Die gemächlich dahinrollenden Autos mit dem auffälligen roten Warndreieck am Heck, die oft eine ganze Schlange ungeduldiger Autofahrer hinter sich herziehen. Dabei handelt es sich für die schwedische Jugend um ein Stück Freiheit und Eigenständigkeit.
Die sogenannten A-Traktoren sind in der Geschwindigkeit gedrosselte Autos. Diese dürfen in Schweden von Jugendlichen mit AM-Führerschein schon ab 15 Jahren gefahren werden. Damit sind die Fahrzeuge trotz Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, für die Jugendlichen ein Mittel zur Freiheit und Unabhängigkeit geworden.
Die sozialen Aspekte sind dabei nicht zu unterschätzen: A-Traktoren ermöglichen es Teenagern, im Alltag eigenständig unterwegs zu sein. In einer Zeit, wo soziale Kontakte für junge Menschen besonders wichtig sind, bieten diese Fahrzeuge eine Lösung für die Herausforderungen des Lebens auf dem Land – und mittlerweile sieht man sie auch schon am Stadtrand immer häufiger auf den Straßen. Doch gerade in Schwedens dünn besiedelten, ländlichen Gebieten, wo öffentliche Verkehrsmittel seltener fahren, sind sie besonders beliebt.
Um als A-Traktor angemeldet werden zu können, müssen die Autos speziell umgebaut werden und verschiedenen Vorschriften entsprechen. Im Verkehr sind sie am charakteristischen LGF-Schild erkennbar – Långsamtgående Fordon, was auf Deutsch langsam fahrendes Fahrzeug bedeutet – das am Heck angebracht sein muss. Abgesehen davon fallen sie natürlich mit ihrer langsamen Geschwindigkeit auf. Das hindert die jungen Autofahrer (oder wohl eher deren Eltern) jedoch nicht daran, Fahrzeuge besonderer Automarken zu wählen. An erster Stelle steht zwar der Volvo, immer wieder sieht man aber auch einen BMW oder Audi langsam dahintuckern. Auch die Nutzung ist klar geregelt: Sie dürfen auf normalen öffentlichen Straßen sowie Landstraßen fahren, Autobahnen und Schnellstraßen sind dagegen tabu.
Ab 2026 soll eine Neuerung für die A-Traktor-Fahrer in Kraft treten. Dann dürfen diese Fahrzeuge bis zu 45 km/h schnell fahren, um den Verkehrsfluss zu verbessern.
Die langsam fahrenden Autos mit dem Warndreieck mögen zunächst gewöhnungsbedürftig erscheinen, doch wenn man versteht, welche Bedeutung sie für junge Menschen haben, entwickelt man schnell Verständnis für dieses Symbol der Freiheit und Mobilität. Wer also das nächste Mal in Schweden unterwegs ist und einen A-Traktor vor sich hat, sollte Geduld haben und daran denken: Hier ist nicht nur ein langsames Auto unterwegs, sondern ein Stück gelebte Jugendkultur auf vier Rädern.
Autorin: Kristina Savic
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