Wenn Großbritannien am 23. Juni über den Verbleib in der EU abstimmt, wird dies auch in Schweden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Direkt betroffen von einem möglichen “Brexit” sind vor allem die rund 90.000 auf der Insel lebenden Schweden. Sie fürchten erschwerte Bedingungen und veränderte Auflagen für ihren Verbleib im Land. Etwas unruhig vor der Abstimmung zeigen sich aber auch die Schweden “zu Hause”: Skandinavien steht Großbritannien historisch näher als dem Kontinent, pflegt bis heute gute Beziehungen zum Inselreich und hat sich viele kulturelle Einflüsse zu Eigen gemacht. Da könnte eine Abspaltung aus der EU die schwedischen Wähler zumindest verunsichern, sagen Meinungsforscher.
Auch schwedische EU-Gegner treten dieser Tage wieder auf dem Plan, und die Medien greifen die Frage auf, ob nach dem Brexit ein “Swexit” folgen könnte. Doch dies ist laut einer aktuellen Umfrage nicht aktuell: Wie das Institut SIFO ermittelte, stimmen 72 Prozent der Befragten für einen Verbleib in der EU. 17 Prozent würden austreten wollen, und elf Prozent sind in der Frage unsicher.
Schweden ist der Europäischen Union 1995 beigetreten, nach einer Volksabstimmung im Herbst 1994. Diese ging denkbar knapp aus, mit 52,3 Prozent der Stimmen für und 46,8 Prozent gegen eine Mitgliedschaft. Zu Hochzeiten der Brüsseler Regulierungswut (Stichwort “Norm-Gurke” oder die Diskussion um geschützte Herkunftsbezeichnungen) waren die Schweden nicht allzu begeistert von der neuen Gemeinschaft. Inzwischen überwiegen die Vorteile: mit Handelserleichterungen, Reisefreiheit und der Möglichkeit, im EU-Ausland zu arbeiten.