Das Stockholmer Konzerthaus, das blaue „Konserthuset“, ist eines der bekanntesten Häuser der Welt. Zum einen ist das dem über hundert Jahre dauernden Wirken der Königlichen Philharmonie Stockholm zu verdanken. Deren Können einmal im Jahr weltweit zu vernehmen ist: Zu den Bildern vom blauen Teppich mit dem Logo „N“ und der königlichen Familie auf dem Podium unter der eindrucksvollen Orgel. Es sind die Bilder der feierlichen Verleihung der Nobelpreise.
Seit 1926 werden die Nobel-Medaillen ihren Trägern im großen Saal des Stockholmers Konzerthauses überreicht. Mit Ausnahme des Friedensnobelpreises. Dafür seit 1992 der Polar Music Prize, der inoffizielle Musik-Nobelpreis. Bei der Gelegenheit kommt, wenn auch nur Ausschnittsweise, die Architektur des Baus zur Geltung. Das Konserthuset zählt zu den bedeutendsten Beispielen des Neoklassizismus in Schweden.
Konzerthaus im geschäftigen Zentrum Stockholms
Das zwischen 1924 und 1926 erbaute Stockholmer Konzerthaus liegt an der Ecke Sveavägen und Kungsgatan in „Stockholm City“. Wie Norrmalm, das geschäftige Zentrum der schwedischen Hauptstadt, auch genannt wird. Der von Granitsäulen umrahmte Eingang des sonst einfachen und strengen Bauwerks ist auf der Seite zum Hötorget. Zum Portal führen Stufen, gerne auch als Sonnenbank genutzt. Es ist vielleicht die bekannteste Treppe Schwedens. Mit der Orpheus-Gruppe – eine der Figuren trägt Beethovens Gesichtszüge – des Bildhauers Carl Milles im Vordergrund ein Wahrzeichen Stockholms.
Gebaut wurde nach Plänen Ivar Tengboms, der den Architektenwettbewerb zu Stockholms konserthus gewann. Zu Beginn der 1970er Jahre führte Tengboms Sohn, Anders, Renovierungsarbeiten durch. Da hatte er sich bereits den Ruf als einer der Großen der nordischen Moderne erarbeitet. Unter anderem durch einen der fünf Hötorgsskraporna in unmittelbarer Nachbarschaft des Stockholmer Konzerthauses.
Das Innenleben der Kulturinstitution gestalteten unter anderem Ewald Dahlskog, Einar Forseth und Isaac Grünewald, nach dem ein Saal im Konzerthaus benannt ist, aus. Zudem finden sich auch im Inneren Arbeiten von Carl Milles wieder. Allem gemein ist die Widerspiegelung zweier Motive: das klassische Griechenland und die Geschichte der Musik.
Stora salen – „Das rote Herz“
Der Stora salen, der große Saal, ist das Prunkstück im Stockholmer Konzerthaus. 1.782 Sitzplätze verteilt auf Parkett, Balkone und Chorumgang.
Nach Ivar Tengbom sollte der „Tempel, um die Musik in der Nähe des Polarkreises zu ehren“ ein „rotes Herz“ bekommen. Der Entwurf zum großen Saal sicherte dem Architekten den Zuschlag. Er plante einen offenen von Säulen umgebenen Raum, der quadratisch erscheinen sollte. Die Bestuhlung wurde in tiefes rot getaucht, Boden und Wände in Grau- und Brauntöne, eingerahmt von sanft scheinender Beleuchtung. Die Farbschattierungen wurden heller je weiter sie sich der Decke näherten. Dem „offenen“ Himmel.
Während der großen Renovierung von 1971 bis 1973 wurde es Nacht im Hauptsaal des Konzerthauses. Der Himmel wurde finster, die Decke erhielt ein samtenes Schwarz. Ebenfalls in den 70ern ging man die Aufgabe an, eine Konzertorgel einzubauen. Dank Spendenbereitschaft konnte 1982 die imposante Grönlund-Orgel eingeweiht werden: 69 Register, 6.100 Pfeifen. Die längste Orgelpfeife misst 11 m, die kleinste ein paar Millimeter.
Mittlerweile ist die Orgel digitalisiert, wie überhaupt im Laufe der Jahrzehnte den technischen Neuerungen Rechnung getragen wurde. Zu den jüngsten Renovierungsmaßnahmen zählt auch der Austausch der Bestuhlung. Nach Skizzen Tengboms und tiefrot.
Ebenso bemerkenswert ist der Grünewald-Saal mit seinen Wandgemälden und einem monumentalen Deckengemälde. Wesentlich nüchterner ist der nach Tor Aulin, einer der Orchesterbegründer, benannte Proben- und Tagungssaal. Schließlich der Sitzungssaal. Ausgestattet mit Mahagonimobiliar erinnern die Wände an das Blau der Fassade vom Stockholmer Konzerthaus.
Autor: Mathias Grohmann – [email protected]