Wenn auch nicht in dem Ausmaß wie andere Staaten, so war Schweden doch auch schon Austragungsort der Olympischen Spiele, wenn auch dieses Ereignis oder diese Ereignisse schon lange her sind.
Es war im Jahre 1912 als Stockholm Veranstalter der Olympischen Sommerspiele war. Es waren die fünften Olympischen Spiele der Neuzeit, welche 1894 als Wiederbegründung der antiken Festspiele in Olympia wieder eingeführt wurden. Damals gab es noch kein Olympisches Feuer und es gab noch keine Olympischen Ringe, beide wurden erst später eingeführt. Es gab auch noch keine Trennung zwischen Sommerspielen und Winterspielen. Das heißt, in den ersten Jahren, bis 1920 gab es nur Sommerspiele, später fanden die Sommer- und Winterspiele im gleiche Jahr und seit 1994 versetzt im zweijährigen Rhythmus statt.
Nach der erfolgreichen Eröffnung der Olympischen Spiele in Athen, waren die folgenden Wettkämpfe 1900 in Paris und 1904 in St. Louis kein allzu großer Erfolg, was einerseits an der Organisation, aber auch an mangelndem Interesse lag. Ein Nachteil war auch, dass die Spiele jeweils mit der Weltausstellung in den jeweiligen Ländern zusammen fielen. Erst mit den Spielen 2008 in London kam allmählich ein größeres Interesse auf, was sich dann auch bei den Spielen 1912 in Stockholm zeigte.
Die Entscheidung für Stockholm als Austragungsort fiel 1909, als sich zwei Schweden, die Mitglieder des Olympischen Komitees waren, darum bemühten. Nachdem König Gustav V und auch die schwedische Regierung die Bewerbung unterstützten, es jedoch auch einige Zweifel gab, ob Stockholm als Austragungsort geeignet war, fiel der Zuschlag dann an die schwedische Hauptstadt, die zudem der einzige Bewerber war.
Schweden freute sich über diese Entscheidung und man setzte alles dran, es besser zu machen als die Vorgängerstaaten. Ein Organisationskomitee kümmerte sich um die entsprechenden Vorbereitungen und schickte die Einladungen an die verschiedenen Länder. Gleichzeitig wurde die eigene Mannschaft entsprechend vorbereitet denn man wollte, vor allem gegenüber den Nachbarstaaten als Sieger dastehen.
Am 6. Juli 1912 wurden die Spiele im Stockholmer Stadion vom schwedischen König Gustav V feierlich eröffnet. Die Athleten marschierten in der Reihenfolge des schwedischen Alphabets ein, mit der schwedischen Mannschaft am Schluss, und nicht mit den Griechen als Anführer, wie es später üblich war.
Insgesamt nahmen 28 Nationen an den Olympischen Spielen von 1912 teil. Auch damals gab es schon Missstimmungen. So akzeptierten es Österreich und Russland nicht, dass die böhmische bzw. ein finnische Delegation als gleichberechtigte Mannschaften teilnehmen durften. Man versuchte, den Konflikt zu besänftigen, indem die böhmische und finnische Flagge kleiner ausfallen mussten. Es wurden 102 Wettbewerbe in 14 Sportarten ausgetragen.
Ab 1912, also bei den Olympischen Spielen in Stockholm, bis einschließlich 1948 war es zudem üblich, parallel zu den Olympischen Spielen im sportlichen Bereich auch Olympischen Spiele im künstlerischen Bereich durchzuführen, also z.B. für Malerei, Bildhauerei, Städtebau, Literatur, Musik usw.
Interessant in Zusammenhang mit diesen ersten parallelen Spielen dieser Art war, dass man einem Dichter die Goldmedaille für sein Werk „Ode an den Sport“ zugesprochen hatte, und wie sich herausstellte, waren als Verfasser dieses Werks zwei Namen angegeben, die sich als Pseudonyme herausstellten, und hinter diesen Pseudonymen verbarg sich Baron Pierre de Coubertin, der Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Darüber hinaus gewann ein Teilnehmer, der Amerikaner Walter Winans eine Silbermedaille in einer sportlichen Disziplin und gleichzeitig eine Goldmedaille für eine Skulptur.
Im Medaillenspiegel von 1912 siegte die USA mit 25 Goldmedaillen knapp vor dem Gastgeberland Schweden mit 24 Medaillen, mit einem größeren Abstand gefolgt von Großbritannien auf dem dritten Platz. Der erfolgreichste Teilnehmer der Schweden war Vilhelm Carlberg im Schießen mit 3 Gold- und 2 Silbermedaillen. Die jüngste Teilnehmerin war eine Schwimmerin mit 14 Jahre^n und der älteste Teilnehmer ein 64-jähriger Schütze, der sogar Medaillen holte.
Am 14. Juli 1912 fand der Marathonlauf statt, Anpfiff war um 13.48 Uhr. Genau 100 Jahre später gedachte man am 14. Juli 2012 um die gleiche Zeit, um 13.48 Uhr, diesem Ereignis mit einem Jubiläumsmarathon mit Start im Stockholmer Olympiastadion. Die Strecke war mehr oder weniger die gleiche, sie führte von Stockholm nach Sollentuna und zurück, und Bedingung war, dass die Teilnehmer typische Sportbekleidung von 1912 tragen sollten.
Die Olympischen Spiele von Stockholm wurden am 27. Juli erfolgreich beendet. Man war mit dem Ergebnis und mit der Organisation und Durchführung zufrieden und freute sich auf die nächsten Spiele 1916 in Berlin, die dann jedoch aufgrund des Ersten Weltkriegs abgesagt werden mussten.
Die Olympischen Spiele 1912 in Stockholm waren jedoch nicht die einzigen, die auf schwedischem Boden stattfanden, auch wenn man Schweden in den Auflistungen über die Olympischen Spiele sonst eigentlich nicht mehr findet. Da gab es jedoch 1956 nochmal eine olympische Veranstaltung in der schwedischen Hauptstadt. 1956 fanden die Spiele in Melbourne in Australien statt, jedoch gab es zu dieser Zeit strenge Quarantänebestimmung für Pferde, so dass Pferde nach Australien nicht einreisen und somit keine Reiterdisziplinen auf australischem Boden stattfinden konnte. Daher wurden diese Wettbewerbe in ein anderes Land, nämlich nach Schweden ausgegliedert und fanden dort fünf Monate vor den eigentlichen Olympischen Spielen in Melbourne statt. So war Schweden zweimal Austragungsort für Olympische Sommerspiele.
Autor(in): Heide – [email protected]