Ein paar Kilometer nordöstlich von Värnamo liegt Nydala. Eine kleine Gemeinde am Nordufer des Sees Rusken. Lange Zeit ein fast vergessener Ort und doch verbindet sich mit dem Namen eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler Smålands: das Zisterzienserkloster Nydala.
Es ist eine von Schwedens ältesten Klosteranlagen. Von den Gründern Sancta Maria de Nova Valle oder Nova Vallis – „Neues Tal“ – genannt, im Schwedischen schließlich Nydala, wurde die Abtei im ehemals småländischen Niemandsland, weitab jeglicher Besiedlung, begründet. Zwar sind nur noch Bruchteile des einst blühenden Klosters erhalten, dennoch ist Nydala einzigartig.
Nydala folgte französischem Musterplan
Nydala wurde 1134 zeitgleich mit dem Kloster Alvastra gegründet. Beides waren Gründungen des Zisterzienserklosters Clairvaux. Wahrscheinlich ist, dass der Name Nova Vallis die Verbindung zum französischen Mutterkloster herausstellen sollte: Clairvaux leitet sich vom lateinischen Clara Vallis, „Klares“ oder „Helles Tal“, ab.
Anders als Alvastra wurde Nydala streng nach den Richtlinien des Zisterzienserordens und dem Musterplan des Mutterklosters entwickelt. Und das trotz der großen geografischen Entfernung und Lage in der damaligen schwedischen Einöde.
Charakteristische Elemente der Architektur wie Rundbögen oder runde Fenster sind erhalten geblieben. Sie schmücken zum Beispiel die heutige Pfarrkirche, die auf den Überresten der Klosterkirche aufbaut. Erhalten blieb, neben den Ruinen der Klostergebäude, eine kleine Kapelle, einst die „Bauernkirche“. Es ist Schwedens einzige erhaltene Kapelle aus der Entstehungszeit eines Zisterzienserklosters.
Größter Landeigentümer Smålands
Nach einigen Startschwierigkeiten wuchs Nydala in seiner Blütezeit zum größten Landeigentümer in Småland und zum größten Zisterzienserkloster Schwedens. Rund 250 Güter gehörten zu der Abtei. Übertroffen wurde das lediglich – mit rund 1.000 Bauernhöfen allerdings auch sehr deutlich – vom Kloster Vadstena.
Blutbad von Nydala
Im Jahr 1521 machten dänische Truppen auf dem Rückweg nach dem Stockholmer Blutbad halt in Nydala. König Christian II. ließ seine Armee vom Kloster verköstigen, am nächsten Tag schließlich Plündern und teilweise zerstören. Obendrein hieß er, den Abt und mehrere Mönche im See zu ertränken.
Inwieweit sich die Geschichte genau so zugetragen hat, ist nach wie vor mit einem Fragezeichen zu versehen. Allerdings erhoben sich in der Folge die småländischen Bauern und entledigten sich der dänischen Herrschaft.
Zwar konnte sich das Kloster nach der dänischen Plünderung wieder erholen, doch setzte die Durchsetzung der Reformation unter Gustav Vasa dem geistigen, kulturellen und wirtschaftlichem Zentrum nach fast 400 Jahren ein Ende.
Den endgültigen Garaus erfuhr das Kloster im Nordischen Siebenjährigen Krieg. 1568 waren es abermals dänische Truppen, die plündertend und brantschatzend einfielen.
Nydalas Renaissance
Nur eine kurze Episode war die Rückkehr der Zisterzienser nach Nydala 2008. Doch erfährt das ehemalige Kloster seit einigen Jahren eine gewisse Wiederbelebung. Zum einen ist das auf die neu entflammte Pilgerbewegung zurückzuführen. Bereits im Mittelalter eine wichtige Station zwischen Santiago de Compostela und Nidaros (Trondheim) wird heute an diese Tradition angeknüpft.
Zum anderen untersucht das Projekt „Klostergarten Nydala“ den mittelalterlichen Gartenbau und ließ den Klostergarten wieder aufleben. Mehr zu diesem Thema unter http://www.nydalaklostertradgard.se/
Autor: Mathias Grohmann – [email protected]